Serie "Empire" im TV King Lear in der Unterwelt

Los Angeles · Die Serie "Empire" kommt ein halbes Jahr nach ihrem Start in den USA ins deutsche Fernsehen. Es ist eine moderne Version von William Shakespeares "King Lear". Das Einschalten lohnt sich – wenn man nicht zu schnell aufgibt.

Die Serie "Empire" kommt ein halbes Jahr nach ihrem Start in den USA ins deutsche Fernsehen. Es ist eine moderne Version von William Shakespeares "King Lear". Das Einschalten lohnt sich — wenn man nicht zu schnell aufgibt.

Ein Vater lässt seine drei Kinder miteinander in den Wettstreit treten: Eines von ihnen wird sein Königreich erben. Doch muss es sich als würdig erweisen. Aus dieser Geschichte machte William Shakespeare 1605 eines seiner berühmtesten Dramen: King Lear. Diese Vorlage verwandelt US-Drehbuchautor Danny Strong nun in eine Serie, die im Hip-Hop-Milieu spielt. King Lear heißt Lucious Lyon (gespielt von Terrence Howard, "Iron Man"/"Prisoners"). Für sein Königreich, ein erfolgreiches Plattenlabel, das er mit Drogengeld aufbaute und das nun an die Börse gehen soll, sucht er einen Nachfolger. Denn er selbst ist unheilbar krank, was er seiner Familie aber nicht verrät. Aus Lears Töchtern Cordelia, Goneril und Regan sind drei Söhne geworden: Andre, Jamal und Hakeem. Sie tragen dicke Goldketten und coole Klamotten, sie wohnen in riesigen Lofts und rappen vor sich hin. Der eine ist mehr, der andere weniger talentiert — doch jeder von ihnen möchte der neue König des "Empire" werden.

Der Erstgeborene Andre (Trai Byers) hat Ahnung von Zahlen und Bilanzen, leidet aber an einer bipolaren Störung. Jamal (Jussie Smollett) ist ein begabter Singer-Songwriter, doch dass er homosexuell ist, passt seinem Vater überhaupt nicht. Hakeem (Bryshere Y. Gray) hat es als Hip-Hop-Musiker schon zu Prominenz gebracht, er scheint sich aber kaum für die Führung eines Unternehmens zu eignen: Meistens kommt er verkatert ins Studio, weil er die Nacht mit Frauen, Alkohol und Drogen verbracht hat. Und dann gibt es da noch Cookie (Taraji P. Henson), die Mutter der drei Jungs, die 17 Jahre im Gefängnis gesessen hat und nun ihren Anteil am Geschäftsimperium fordert.

Die Serie gewinnt mit der Zeit an Charme

In den USA sahen 23,1 Millionen Zuschauer die erste Staffel, damit war "Empire" der erfolgreichste Neustart der Saison 2014/15. Das Album zur Serie landete auf Platz eins der Charts und sorgte dafür, dass Madonna mit ihrem Album "Rebel Heart" erstmals seit 2000 nicht als Nummer-Eins-Hit einstieg. Ganz so erfolgreich wie in den USA wird die Serie hierzulande sicher nicht, doch dürfte der Sender ProSieben, der die Serie nur ein halbes Jahr nach ihrem US-Start in Deutschland ausstrahlt, damit gerade bei den Jüngeren punkten.

Der nicht mit der Hip-Hop-Szene vertraute Zuschauer fremdelt anfangs ein wenig. Man muss sich an die Figuren und die Sprache erstmal gewöhnen — die Charaktere schmeißen mit Begriffen wie "wack" nur so um sich. Doch dann bekommen die Figuren Kontur, und die Serie gewinnt an Charme. Letztlich ist "Empire" eine Familiensaga mit Musik. Selbst wer kein Hip-Hop-Fan ist, dürfte am Soundtrack Gefallen finden.

"Empire", ProSieben, 20.15 Uhr, immer drei Folgen am Stück

(RP)
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