Syrien-Talk am Sonntagabend Ehemalige ARD-Reporterin zickt Anne Will an

Berlin · Am Abend nach der Sicherheitskonferenz von München widmete sich Anne Will in ihrem Polit-Talk dem Thema Syrien. Historikerin Gabriele Krone-Schmalz blaffte ihre Kollegin an, der Syrer Marwan Khoury irritierte kurz vor dem Ende der Sendung mit einer seltsamen Aussage.

Die wichtigsten Aussagen der Münchner Sicherheitskonferenz 2016
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Foto: dpa, cs fdt

Das Thema

"Bomben und Elend in Syrien — Lässt sich der Krieg stoppen?", fragte Anne Will in ihrer aktuellen Sendung.

  • Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments
  • Harald Kujat, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr
  • Gabriele Krone-Schmalz, Historikerin und ehemalige Moskau-Korrespondentin der ARD
  • Kurt Pelda, Schweizer Journalist und Kriegsreporter
  • Marwan Khoury, Sänger aus Syrien und Gründer der "Barada Syrienhilfe"

Die dunkelste Prognose

"Wenn wir Putin nicht an der türkisch-syrischen Grenze stoppen, dann werden wir ihn in ein paar Jahren an der Grenze zu Osteuropa stoppen", sagte Pelda, der bis vor Kurzem noch als Kriegsreporter in Aleppo im Einsatz war. "Die Dinge, die uns in den nächsten Monaten beschäftigen werden, die passieren jetzt in Aleppo. Man muss jetzt etwas tun."

Die zickigsten Momente

Gabriele Krone-Schmalz weiß um den "Unterhaltungswert" und das mediale Echo des Polittalks, besonders am nächsten Morgen. "Wir haben morgen in der Presse mehr Aufmerksamkeit, wenn wir hier Zoff machen, das sehe ich ein", sagte die ehemalige ARD-Reporterin, als sie von den Fragen Wills genervt schien. Zweimal hatte die Moderatorin zuvor gefragt, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beim Syrien- und Flüchtlingsthema moralisiere. "Was wollen sie mit dieser Frage erreichen?", giftete Krone-Schmalz. Später forderte Pelda, dass der Westen sich mehr in Syrien engagiere. "Sie haben gesagt, wir müssen was tun — was denn bitte?", fragte Krone-Schmalz den Schweizer und verwies darauf, dass erst einmal Fragen geklärt werden müssen. Als Will fragte, welche das denn seien, antwortete die 66-Jährige in Besserwissermanier: "Ich bin nicht hier, um Fragen zu stellen." Sowohl Will als auch Schulz forderten anschließend statt einer Frage eine Antwort. "Die Frage muss ja erstmal kommen", entgegnete Krone-Schmalze und fragte: "Ich habe zum Beispiel die Frage: Wer ist denn die gemäßigte Opposition, die man unterstützen soll?" Kurzfassung der Antwort von Pelda: die nicht-dschihadistische Opposition.

Das überraschendste Geständnis

Schulz (SPD) sprach über die Russen, hätte sich in seiner Position als Präsident des Europäischen Parlaments aber vielleicht ein wenig diplomatischer äußern können. "Ich mag sie übrigens nicht besonders", gestand er. "Es ist auch schwer, sie zu mögen." Auf der anderen Seite: Gut, dass ein Politiker sagt, was er denkt.

Der beste Konter

Schulz sagte, dass man einer Kriegspartei nicht dankbar dafür sein müsse, dass sie Kriegspartei ist. Zuvor hatte Kujat behauptet: "Die Russen haben mit ihrem militärischen Eingeifen den Friedensprozess erst ermöglicht."

Der irritierendste Moment der Sendung

"Die Leute in Syrien sehnen sich nach der Bombardierung durch Assad, weil der Putin das viel besser machen kann", sagte Khoury, in Damaskus geboren und seit Anfang der 80er Jahre in Deutschland, zwei Minuten vor dem Ende der einstündigen Sendung. Will verzog das Gesicht, "boah", sagte sie. "Ich würde mich nach keiner Bombardierung sehnen", erklärte Kujat. "Große Verzweiflung bei Herrn Khoury", sagte Will, um die aufkommende Diskussion abzuwürgen, da die Sendung sich dem Ende neigte und sie zu Caren Miosga in den "Tagesthemen" überleiten musste.

Das Fazit

Wirklich viel kam bei der Sendung nicht rum — allerdings ist bei einer Talkshow mit knappem Zeitfenster natürlich immer die Frage, inwiefern dabei mehr Ergebnisse präsentiert werden können als bei einer dreitägigen Sicherheitskonferenz oder nach monatelangen Friedensverhandlungen.

(spol)
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