Eberbach im Rheingau Dieter Bohlen geht ins Kloster

Eltville · Nach "Game of Thrones" kommt jetzt also DSDS: Das Kloster Eberbach im Rheingau ist eine beliebte Kulisse für große Produktionen. Der Besuch von Dieter Bohlen stößt allerdings auf besonders viele kritische Stimmen. Das Kulturdenkmal im Porträt.

 Das Kloster Eberbach ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster in Eltville am Rhein. Hier wurde auch der Film "Der Name der Rose" gedreht.

Das Kloster Eberbach ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster in Eltville am Rhein. Hier wurde auch der Film "Der Name der Rose" gedreht.

Foto: Rheingau-Taunus Kultur und Tourismus GmbH

Kloster Eberbach — im 12. Jahrhundert gegründet, anno 1803 säkularisiert — war einst ein Ort der Frömmigkeit — und ein Wirtschaftszentrum. Die nahe Eltville, der größten Stadt im Rheingau, gelegene Klosteranlage ist ob ihrer romanischen wie frühgotischen Bauten ein Kulturdenkmal von europäischem Rang. Dass nun Dieter Bohlen hier mit seiner Unterhaltungsshow zu Gast sein wird, ließ in den vergangenen Wochen manch besorgte Stimme laut werden.

Eingewandt wurde beispielsweise, die Würde des Klosters sei bedroht, der "billige Glanz" der Bohlen-Show passe nicht zum Kloster, jugendliche Fans könnten Schäden in der Klosteranlage anrichten. Der Geschäftsführer der Stiftung Kloster Eberbach, Martin Blach, weiß um solche Stimmen und nimmt sie "sehr ernst". Er weiß aber auch von "begeisterter Zustimmung". Die Entscheidung, einen Mietvertrag mit der RTL-Show abzuschließen, sei nach einem "sehr reiflichen, schwierigen Abwägungsprozess" getroffen worden, betont der katholische Theologe.

Aufgabe der Stiftung ist es, das Kloster und seine Tradition zu bewahren. Die finanziellen Mittel zum Betrieb und dauerhaften Erhalt der Anlage muss die Stiftung selbst erwirtschaften. Blach sieht denn auch in der Kooperation mit RTL eine einmalige Gelegenheit der Werbung für das Kloster und den Rheingau und eine gleichfalls einmalige Chance, das Kloster jüngeren Menschen nahezubringen. Die Zusammenarbeit mit dem Privatsender sei Ausweis eines wirtschaftlich verantwortungsbewussten Handelns, betont Blach. Und er versichert, der sensible und umsichtige Umgang mit der Anlage habe für die Produktion von "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) oberste Priorität.

Waffendepot, Irrenhaus, "DSDS"-Kulisse

Zu den Prioritäten des Klosters gehörten einst nicht zuletzt der Weinanbau, Landwirtschaft und Handel. Ein Finanzdienstleister war es auch. Kurz: Eberbach war eine Wirtschaftsmacht. Der Niedergang nahm seinen Anfang zu Beginn des 16. Jahrhunderts: Reformation, Kriege. Nach seiner Säkularisierung musste das vormalige Kloster dann beispielsweise herhalten als: Waffendepot, Gefängnis und "Irrenhaus Eberbach".

Und heutzutage? Die Weinberge werden von den Hessischen Staatsweingütern bewirtschaftet. Zuhauf zieht es Touristen nach Eberbach. Es gibt Führungen. Da ist die Klostergastronomie, ein Hotel, der Klosterladen. Gerne geben sich Paare das Ja-Worte in Eberbach, weshalb es dort auch eine Zweigstelle des Eltviller Standesamts gibt. In der profanisierten Basilika, die vormals auch schon als Scheune und als Stall dienen musste, gibt es nicht zuletzt im Rahmen des jährlichen Rheingau-Musikfestivals zahlreiche Konzerte, spielten schon Rock-Pop-Bands auf, auch "Unheilig".

Auch Sean Connery war schon hier

Und dann ist da noch Kloster Eberbach als Filmkulisse. Vergangenes Jahr erst wurden hier mehrere Trailer für die fünfte Staffel der Fantasy-Fernsehserie "Game of Thrones" gedreht. Margarethe von Trotta drehte hier für ihren Film "Vision — Aus dem Leben der Hildegard von Bingen" mit Barbara Sukowa als Hildegard.

Was das Kloster aber vor allem in die Schlagzeilen brachte, war Jean-Jacques Annauds Verfilmung von Umberto Ecos Historienkrimi "Der Name der Rose" mit dem früheren James Bond-Darsteller Sean Connery in der Hauptrolle des scharfsinnigen Franziskaners William von Baskerville.

Und nun also Bohlens DSDS. Rund 700 Zuschauer können bei der Aufzeichnung dabei sein, das Ticket kostet 50 Euro. Fürsorglich weisen die Organisatoren darauf hin, dass Taschen nicht mit in das Kloster genommen werden dürften. Und sie empfehlen, bei der Auswahl der Garderobe zu beachten, "dass das Kloster nicht beheizt wird".

(KNA)
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