Petra Schmidt-Schaller Tochter statt "Tatort"

Düsseldorf · Mit der Entscheidung, ihre Rolle als "Tatort"-Kommissarin aufzugeben, hat Petra Schmidt-Schaller für Aufsehen gesorgt. Die Balance zwischen Arbeiten und Leben habe nicht mehr gestimmt, sagt sie. Jetzt spielt sie in "Dorf des Schweigens".

Tatort: Die Abschiede der Kommissare
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Foto: dpa, bsc

Bevor Petra Schmidt-Schaller auf eine Frage antwortet, denkt sie nach. Was ja nicht verkehrt ist. Aber die 35-Jährige schweigt derart lange, dass man geneigt ist, nachzuhaken. In Zeiten nie abreißenden Geschwafels auf allen Kanälen fällt so viel Nachdenklichkeit auf. Tatsächlich scheint Schmidt-Schaller sehr genau zu wissen, was sie will, und trifft schon mal unpopuläre Entscheidungen - wie die, ihre Rolle als "Tatort"-Ermittlerin Katharina Lorenz neben Wotan Wilke Möhring an den Nagel zu hängen. Über mangelnde Angebote kann sie sich aber nicht beklagen: Heute spielt sie die Hauptrolle in dem ZDF-Familiendrama "Das Dorf des Schweigens".

Der Schritt weg vom existenzsichernden Job beim "Tatort" zurück auf den freien Markt ist ihr nach eigenem Bekunden nicht schwergefallen. "Ich habe gemerkt, dass mein Arbeits- und Lebensverhältnis nicht mehr stimmte, vor allem als Mama. Ich war so selten zu Hause, dass ich gespürt habe, das muss ich ändern", sagt sie. Der Punkt, eine Lebensgrundlage dabei aufzugeben, sei für sie nicht so entscheidend gewesen. In ihrem Beruf gebe es eben Höhen und Tiefen, das lerne man zu akzeptieren. Zumal als Schauspielerkind; schon früh habe sie gelernt, pragmatisch zu denken.

Petra Schmidt-Schallers Vater Andreas ist als Ermittler in der Serie "Polizeiruf 110" bekannt geworden, ihre Mutter Christine Krüger arbeitete lange als Professorin für Schauspiel in Potsdam. Schmidt-Schallers Kindheit war also geprägt vom Künstler-Milieu; wohl auch ein Grund, warum sie erst spät ihre Liebe für die Schauspielerei entdeckte. Die Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit: Für ihre Rolle als verführerische Helene in "Ein fliehendes Pferd" bekam sie 2007 den Bayerischen Filmpreis als beste Nachwuchsdarstellerin. Und wurde zur Muse von Schriftsteller Martin Walser, der sich wohl für eine Figur seines Goethe-Romans "Ein liebender Mann" von Schmidt-Schaller inspirieren ließ.

Schmidt-Schaller will das alles nicht überbewertet wissen. Dabei ist sie, wie sie erzählt, ein Mensch, der gerne zurückschaut. "Aber eher im analytischen Sinne. Ob sich beispielsweise Parallelen finden, aus denen sich Rückschlüsse für künftiges Verhalten ziehen lassen." Auch die Figur in ihrem neuen Film "Das Dorf des Schweigens", Eva, muss sich plötzlich mit der Vergangenheit auseinandersetzen - und wird dabei mit unliebsamen Enthüllungen konfrontiert. Ihr Verlobter soll vor Jahren Evas Schwester missbraucht haben, behauptet diese; kurz danach wird er tot aus dem Fluss gezogen. Nach und nach muss Eva Wahrheiten und Lügen voneinander trennen. Was das mit einem Menschen mache, das habe sie interessiert, erzählt Schmidt-Schaller.

Gedreht wurde in Bad Gastein, ein Ort, der von einem donnernden Wasserfall dominiert wird, und der durch seine Lage am Berghang klaustrophobisch wirkt. Für Schmidt-Schaller eine besondere Erfahrung. "Es ist so, als ob die Wahrnehmung sich schief stellt", sagt sie. "Man denkt, das kann doch nicht alles an einem Ort so kulminieren." Prägend für die Atmosphäre war auch die Zusammenarbeit mit dem bekannten Schauspieler Helmut Lohner. Es war seine letzte Rolle, Lohner starb im Juni 2015 mit 82 Jahren. "Ich hätte damals natürlich nicht sagen können, dass er kurz vor dem Ende stand, aber irgendetwas hat sich da schon so angefühlt", erzählt Schmidt-Schaller. "Ein Teil von ihm befand sich schon in einer anderen Welt. Und er kam immer mit Texten aus vergangenen Zeiten an - das war schon eine besondere Lebensphase, in der wir ihn beobachten durften."

Auch andere Lebensphasen sind ihr besonders wichtig - nämlich die mit ihrer kleinen Tochter. Gelegentlich nimmt sie ihr Kind mit zu Dreharbeiten, aber immer nur für eine Woche. Durchweg würde das keinen Sinn machen, weil das soziale Umfeld fehle. "Ich kann aber auf eine gute familiäre Situation zurückgreifen. Und dass ich mit dem Vater zusammen bin, ist ein Segen", sagt sie. Dennoch möchte sie ihren Umgang mit dem Muttersein und dem Beruf nicht als allein seligmachende Wahrheit verstanden wissen. "Jede Mutter muss selbst entscheiden, wie sehr sie ein Berufsleben braucht oder nicht", sagt sie. Nur an eines glaube sie ganz fest. "Die Kinder kommen mit ganz vielen verschiedenen Varianten klar."

(RP)
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