"Höhle der Löwen"-Investor Ralf Dümmel "Mich ärgert jedes Projekt, das nicht klappt"

Bei der Show "Die Höhle der Löwen" auf Vox präsentieren Gründer Investoren ihre Ideen. Einer dieser "Löwen" ist der Hamburger Unternehmer Ralf Dümmel. Heute startet die vierte Staffel.

 Die Investoren von "Die Höhle der Löwen" (von links): Carsten Maschmeyer, Judith Williams, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel.

Die Investoren von "Die Höhle der Löwen" (von links): Carsten Maschmeyer, Judith Williams, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel.

Foto: dpa

Kein Investor hat in der vergangenen Staffel so viele Geschäfte abgeschlossen wie Sie. Entscheiden Sie aus dem Bauch heraus oder entwickeln Sie vorher einen Schlachtplan?

Dümmel (lacht) Ich habe keine Kreditkarte mit Limit dabei. Wenn ich ein spannendes Produkt sehe, investiere ich. Mein Ziel war ja nie, so viele Deals in der Sendung zu machen. Mein Problem ist eher: Wenn ich etwas sehe, wo Produkt und Gründer passen, bin ich nicht zu halten.

Wie erkennt man denn ein gutes Produkt?

Dümmel Generell überlege ich immer: Schreit der Markt nach diesem Produkt? Kann man dazu eine gute Geschichte erzählen? Ist die Zielgruppe groß genug? Es geht aber auch um die Gründer - mit denen muss die Chemie schließlich stimmen, wenn wir erfolgreich zusammenarbeiten wollen.

Haben Sie trotzdem schon mal Flops produziert? Also Produkte, bei denen Sie dachten: Das ist genial - und am Ende wurde es trotzdem nichts?

Dümmel Kennen Sie diese Spülschwämme mit einer gelben und einer grünen Seite?

Ja.

Dümmel Wir haben vor Jahren gedacht, dass die eigentlich total unpraktisch sind, weil sie viel zu klein sind. Wir haben aus dem Material einen Handschuh gemacht - mit einer weichen und einer rauen Seite. Ich dachte: Genial! Keine schmutzigen Finger mehr, eine größere Reinigungsfläche. Ich war völlig begeistert, am Ende war es ein großer Flop.

Wie gehen Sie damit um?

Dümmel Wenn ich da jetzt so drüber rede, frage ich mich: Wieso eigentlich? Vielleicht sollten wir es nochmal versuchen (lacht). Ich bin natürlich froh, dass die Quote der Produkte, bei denen wir am Ende Recht hatten, sehr viel besser ist als die der Flops. Trotzdem ärgert mich jedes einzelne Projekt, das nicht klappt. Viele Gründer haben eine tolle Idee.

Aber wie verhindern Sie, dass aus den Start-ups nach der Sendung ein One-Hit-Wonder wird?

Dümmel Das ist ein wichtiger Punkt. Bei allen Produkten muss man sich fragen: Funktioniert das auch 15 Jahre lang? Bei der "Abfluss-Fee" aus der vergangenen Staffel zum Beispiel...

... einer Art Stopfen für das Waschbecken, der gleichzeitig das Rohr reinigt...

Dümmel ...da bringen wir jetzt die Duschfee auf den Markt und arbeiten an der Spülfee für die Küche. Ähnlich ist es bei anderen Produkten. Im ersten Schritt müssen die Produkte sich durchsetzen, aber dann kommt bei uns auch sehr schnell der nächste Schritt.

Das heißt, es geht eigentlich um größere Summen als die drei Millionen Euro, die Sie in der vergangenen Staffel investiert haben?

Dümmel Man kann grob sagen, dass wir nochmal das Siebenfache investiert haben, um Ware einzukaufen. Wenn man den großen Aufschlag möchte, muss man auch ins Risiko gehen.

Im Grunde ist "Die Höhle der Löwen" ja eine reine Werbesendung - Leute präsentieren ein Produkt, das anschließend im Handel erhältlich ist. Warum schalteten zuletzt trotzdem knapp drei Millionen Menschen pro Folge ein?

Dümmel Da würde ich widersprechen. Die Sendung ist auch deshalb erfolgreich, weil man ganz viel lernen kann: Wie verhalte ich mich? Wie reagiere ich, wenn ich von anderen mit Fragen gegrillt werde? Wie gehe ich mit Kritik um? Da geht es viel um die Präsentation, um Rhetorik, um das Auftreten.

Was macht denn einen guten Unternehmer aus?

Dümmel Es reicht nicht nur, von einer Idee überzeugt zu sein. Ein Unternehmen aufzubauen, braucht Kraft und Schweiß. Unternehmer sein heißt nämlich oft auch: keinen Feierabend haben. Diese Bereitschaft muss man mitbringen.

Wo haben Sie all diese Fähigkeiten gelernt?

Dümmel Den nötigen Biss hatte ich schon immer, nur nicht in der Schule. Vieles, was dort gelehrt wurde, habe ich aber auch nie mehr gebraucht. Ich musste in meinem Job noch nie mit einem Zirkel Kreise ziehen. Erfolgreich sein wollte ich aber schon immer.

Sie haben einen Hauptschulabschluss gemacht und dann die Realschule nachgeholt, weil man Ihnen in einem Möbelhaus keinen Job geben wollte.

Dümmel Der Verkaufsleiter hat gesagt, dass sie keine Hauptschüler nehmen. Da habe ich gesagt: Also kriege ich den Job, wenn ich die Realschule nachhole? Er war ziemlich perplex, dass ein Fünfzehnjähriger so vorlaut ist und hat eingewilligt. Als ich dann mit meinem Zeugnis ankam, habe ich erst einmal einen ziemlichen Einlauf bekommen, weil die Noten auch nicht so toll waren. Ich habe dann gesagt: Moment mal, es war nie die Rede von gut oder schlecht. Den Job habe ich dann gekriegt. Das war wahrscheinlich der beste Deal meines Lebens.

Würden Sie sich wünschen, dass Ihre drei Söhne in der Schule andere Dinge lernen könnten?

Dümmel Ja. Ich glaube, dass man junge Menschen ganz anders vorbereiten könnte, mit viel mehr Praxiszugängen. Natürlich müssen die Kinder am Ende trotzdem das Einmaleins lernen und Schreiben können. Es geht darum, ihre Interessen früher zu erkennen und zu fördern.

FLORIAN RINKE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(frin)
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