Kolumne Der Mann, der zuviel rauchte

Ein erfolgreicher Polizist raucht. Kippe und Kommissar gehören seit jeher zusammen. Niemand wäre jemals auf die Idee gekommen, Sherlock Holmes aus gesundheitlichen Gründen seine Pfeife wegzunehmen. Und auch "Tatort"-Kommissar Frank Thiel oder "Der letzte Bulle" Mick Brisgau auf Sat1 verrauchen bis zur Lösung ihrer Fälle schachtelweise Zigaretten. Doch jetzt geht eine Gruppe gegen diese Tradition auf die Barrikaden: Ernst-Günther Krause, Sprecher der Nichtraucher-Initiative Deutschland, hat Zigaretten in Filmen satt.

Kinder würden dadurch negativ beeinflusst, findet Krause, und hat auch gleich eine Empfehlung: Abschalten und beim Sender beschweren. Während das Rauchen in Bahnhöfen, Kneipen und auf öffentlichen Plätzen oft verboten sei, könne im Fernsehen fröhlich gequarzt werden. "Die Veränderungen in der Gesellschaft hinsichtlich des Rauchens spiegeln sich nicht im Fernsehen", kritisiert er. Besonders ärgert die Initiative aber die Begründung der TV-Sender: Rauchen sei ein Ausdruck künstlerischer Freiheit oder in Drehbüchern vorgegeben.

Krause vermutet sogar geheime Verträge mit der Tabakindustrie: "Inhaltlich ändert sich doch nichts, wenn der Kommissar nicht raucht." Das aber stimmt nicht, wie die Literaturgeschichte beweist: Georges Simenons Kommissar Maigret wurde seine geliebte Pfeife einmal gestohlen – das lieferte den Stoff für ein ganzes Buch. Juliane Kaelberlah

(RP)
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