RTL-Kuppelshow "Der Bachelor" Arschwasser bei der Nacht der Rosen

Düsseldorf · Pro-Tipp für die nächste "Bachelor-Folge: Einfach mal Klischee-Bingo spielen! Ein Spaß für jung und alt – und ungefährlicher als ein Trinkspiel, das bei der Dichte der trinkwürdigen Szenen leicht zu einer Alkoholvergiftung führen könnte.

Der Bachelor 2016 stattet den Kandidatinnen Überraschungsbesuch ab
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"Der Bachelor" 2016: Kandidatinnen tanzen für Leonard Freier

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Pro-Tipp für die nächste "Bachelor-Folge: Einfach mal Klischee-Bingo spielen! Ein Spaß für jung und alt — und ungefährlicher als ein Trinkspiel, das bei der Dichte der trinkwürdigen Szenen leicht zu einer Alkoholvergiftung führen könnte.

So! Nun soll bitte niemand mehr verächtlich unken, Trash-Fernsehen verblöde seine Zuschauer — das Gegenteil ist wahr, wie die jüngste "Bachelor"-Folge am Mittwochabend bewies. Mag sein, dass die dargestellten Handlungen und Dialoge sich tatsächlich schmerzhaft ins Schlichte neigen, unbestritten aber erweitern diese Possenformate unseren Wortschatz: Das diesjährige Dschungelcamp schenkte uns "Konfro" und "Kasalla", der "Bachelor" führte "Arschwasser" in den Allgemeingebrauch über.

Kandidatin Saskia demonstrierte die korrekte Anwendung der im Alltag sicher überaus praktikablen Drastik-Vokabel in einem vertraulichen Gespräch mit Balz-Beau Leonard, ihrer Konkurrentin Sandra sei "ein bisschen das Arschwasser gegangen" — weil diese, Sandra, im nur vermeintlich verschwiegenen Mädelskreis verlauten ließ, sie "hasse Kinder". Was zumindest insofern ein Problem ist, als Leonard eine kleine Tochter hat. Autsch.

Wer die zweite "Bachelor"-Folge zuhause mit einer gepflegten Runde Trashklischee-Bingo verband, durfte sich über prächtige Beute freuen: Erwachsene Frauen, die wie aufgescheuchtes Scheugeflügel kreischen, weil sie mit 16 anderen in ein Haus ziehen dürfen, in dem es überraschend Sofakissen gibt: Check! Bestechende Logik auf dem Deduktions-Niveau von "Wir sollen Bikinis mitnehmen, also denke ich mal, wir gehen schwimmen": Check! Bestürzend grässliche Tattoos wie ein roter Kussmund auf dem Dekolleté: Check! Grauenvolle Lebemann-Klischees (Party auf einer Yacht), dümmste Staunesätze ("Man spürt seine Aura!"), Konstruiertes Drama (eine Kandidatin weint, weil sie ihren Hund so sehr vermisst): BINGO!

Es fällt schwer, das Format für sein offensichtlich groteskes Frauenbild zu schelten, wenn man dabei zusehen muss, wie die teilnehmenden Frauen dazu mehr beitragen als der bis jetzt eher defensive "Bachelor" selbst. Wie sie ihn bei seinem ersten Badehosenauftritt begutachten, als sei er ein extrem preisgünstiger Batzen Dry-Aged-Beef, wie sie ihn für seine "unendlich langen" Wimpern loben und kleinliche Petz-Intrigen starten — das ist, man muss es leider sagen, alles nicht so schlau oder sympathisch.

"Es würde mich schon stören, wenn er eine andere knutscht", sagt Daniela, und eine solchen Position ist bei einer "Bachelor"-Teilnehmerin natürlich ähnlich schlau, als würde ein "Wer wird Millionär?"-Teilnehmer bekunden, dass er es hasse, dauernd Fragen gestellt zu bekommen.

"Es geht hier darum, der zu sein, der man ist", behauptet irgendwann "Bachelor" Leonard, und das ist natürlich eine blanke Lüge, denn weiter kommen selbstverständlich nur jene Schmachthühner, die sich am besten in seine vorgefertigte Idealschablone pressen — wie sollte er bei den Mini-Gesprächssimulationen, die im besten Fall für die einzelnen Aspirantinnen herausspringen, auch herausfinden können, wie die Frauen "wirklich" sind?

So erfreut er sich dann lieber an ihrer Inszenierung, namentlich am fremdschamigsten Moment der zweiten Folge, als ein halbes Dutzend Kandidatinnen bei der vermaledeiten "Nacht der Rosen" eine Coverversion des Pussycat-Dolls-Hits "Don't Cha" aufführen: "Don't cha, Bätscheler, don't cha", säuseln sie hüftschwenkend, und der Bachelor hat lobende Worte für die Vortänzerin der überaus unangenehmen Anbiete-Einlage übrig: "Die war auf jeden Fall heute ein echter Flash, die Franzi." Das gute Gefühl beim Abspann, immerhin: Hier wird sich auf jeden Fall ein Paar finden, das sich vollauf verdient.

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