"Date my Mom" auf RTL2 Ramsche-Mütter, Schnuffel-Töchter

Köln · Achtung, der Sendungs-Titel "Date my Mom" könnte in die Irre führen: Hier bieten nicht etwa kecke Töchter ihre einsamen Mütter als Schmuseobjekte an - das Gegenteil ist der Fall. Da können einem schon mal die Augen feucht werden.

Date my Mom - Wer ein Mädchen will, muss erst die Mutter sprechen
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Date my Mom - Wer ein Mädchen will, muss erst die Mutter treffen

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Manchmal kommen sie wieder. Das weiß dank nicht versiegendem Zombie-Hype inzwischen auch das fernsehfernste Muttchen, und das gilt leider nicht nur für Untote, sondern auch für längst verblichene TV-Konzepte. Aktuelles Beispiel: Das jeden feministischen Gedanken mit Schmackes vors Schienbein tretende Format "Date my Mom", das von 2004 bis 2006 bei MTV lief und nun von RTL2 neu aufgelegt wird.

Die bizarre Ausgangslage der Sendung: Fünf Mütter müssen einem Single-Typen ihre Töchter andienen - und sie bei einem ersten Zusammentreffen so interessant beschreiben, dass der so genannte Picker, das auswählende Männchen also, bei einem Date mit der Mutter mehr über die Tochter erfahren möchte. Nur drei der fünf Anpreisungsmamas ist diese Chance beschieden.

Schon die Inszenierung des ersten Zusammentreffens aller Beteiligten (ausgenommen natürlich die Töchter, die derweil wie unmündige Mündel zuhause schmoren) ist allerdings derart lächerlich, dass man zumindest die allgemeine Willenskraft bewundern muss, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Die Mütter fahren nämlich an einer besonders usseligen Stelle des Kölner Rheinufers mit dem Segway vor. Dort wartet schon Tobi, 24, Model und Schauspieler, dessen Ansprüche an seine künftige Gefährtin ausgesprochen überschaubar sind: lange Haare und einen "knackigen Po".

Was die Mütter leider nicht davon abhält, dem Simpel die eigene Tochter mit Worten wie "Die sieht klasse aus, ist Superfrau" anzupreisen. Um zu ermitteln, welche drei von ihnen mit aufs Tobi-Date dürfen, gibt es, natürlich, eine Challenge: Sie müssen ihre Töchter malen. Was eine der Mütter beherzt dazu nutzt, ihre Tochterskizze mit hilfreichen Maßen zu versehen, als sei sie die abgeschrappte Kommode aus dem Nachlass von Onkel Franz, die dringend weg muss.

Man kann sich schwer entscheiden, wen man absurder findet: Die verramschewütigen Mütter oder die willigen Töchter, die den Müttern vor ihren Dates noch exakt diktieren, wie sie beschrieben werden möchten. Groß ist dann das Geschrei, als Mama bei einer Golfpartie (oder einem Vergnügungsparkbesuch oder auf der Gokart-Bahn) dann doch das Brustwarzenpiercing ausplaudert, das dem zukünftigen Schatzibär möglichst lange verheimlicht werden sollte. Andere Kandidatinnen sind raffinierter, verheimlichen schlau Schnuffeltuch-Leidenschaft und Schlafsucht ihrer Töchter.

Stumpf-Tobi indes beschränkt sich bei seinen Töchterrecherchen vor allem auf drei Punkte: Hat sie Piercings, Tattoos oder raucht sie? Alles inakzeptable Merkmale für ihn. Weil keine Mutter alle drei Kriterien verneinen kann, wird es bei der finalen Verkündung, abermals am Rheinufer, "spannend". Recht beliebig entscheidet sich Tobi für Svenja. "Ich bin ziemlich zufrieden", sagt er, als sie aus der parodistischen Limousine klettert, in der die Töchter bis zur finalen Entscheidung verstaut sind. Die dazugehörige Mutter bricht prompt in Tränen aus. Es steht zu befürchten, dass es sich um Tränen der Rührung handelt.

(arü)
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