Dieser Mann will die Talkshow revolutionieren "Ich bin besser als Anne Will"

Düsseldorf · Frank Plasberg, Maybrit Illner und Anne Will müssen sich warm anziehen – zumindest, wenn es nach Constantin Schreiber geht. Der 36-jährige Journalist hat erst vor kurzem den Grimmepreis gewonnen und will sich nun als Talkmaster beweisen.

"Wolfgang Bosbach und Peter Altmaier langweilen mich", sagt Constantin Schreiber.

"Wolfgang Bosbach und Peter Altmaier langweilen mich", sagt Constantin Schreiber.

Foto: Charles Yunck

Frank Plasberg, Maybrit Illner und Anne Will müssen sich warm anziehen — zumindest, wenn es nach Constantin Schreiber geht. Der 36-jährige Journalist hat erst vor kurzem den Grimmepreis gewonnen und will sich nun als Talkmaster beweisen.

Herr Schreiber, schauen Sie privat Talkshows?

Schreiber Nein, nicht wirklich. Ich bin politisch sehr interessiert, kann Wolfgang Bosbach und Peter Altmaier aber nicht mehr sehen. Natürlich sind sie Experten auf ihrem Gebiet — aber sie sitzen gefühlt in jeder Sendung. Das langweilt mich.

Am Donnerstag startet ihr eigenes Talk-Format "Schreiber vor Ort". Noch eine Gesprächsrunde im deutschen Fernsehen. Also bald noch mehr Langeweile?

Schreiber (lacht) Hoffentlich nicht! Ich will es ja gerade anders machen. Bei mir gibt es keine Berufspolitiker, sondern Menschen, die was erlebt haben. Ich will Impulse setzen, Debatten anstoßen und Politiker triezen. Heute ist es viel relevanter, mit Betroffenen zu sprechen.

Was stört Sie denn konkret an "Anne Will", "Hart aber fair" und Co.?

Schreiber Das sind einfach keine Talkshows für Menschen unter 50. Die Moderatoren kommen aus einer anderen Generation und das merkt man auch. Twitter, Facebook und Snapchat machen es möglich, sich auf Augenhöhe mit den Leuten auszutauschen — aber das setzt bisher keine Talkshow vernünftig um. Ein weiteres großes Problem ist der Tisch.

Der Tisch?

Schreiber Ja! Der Tisch ist die Barriere zum Zuschauer. Im Ausland sind die Tische fast vollständig aus den TV-Studios verschwunden. Das hat einfach was von Frontalunterricht und ist nicht mehr zeitgemäß.

Was macht Sie denn zeitgemäß?

Schreiber Es klingt simpel, aber ein Vorteil ist mein Alter. Ich komme aus einer jüngeren Generation und bin mit den politischen Debatten und Perspektiven, die sie prägten, groß geworden. Ich bin einfach näher dran an jungen Menschen und muss mich nicht verstellen, um diese Zielgruppe zu erreichen.

Was wird "Schreiber vor Ort" besser machen als "Anne Will"? Doch wohl mehr als nur den Tisch wegzulassen.

Schreiber Meine Sendung wird es ganz bewusst nicht im Wochentakt geben. Wir wollen ein Thema setzen und es aus vielen Richtungen beleuchten. Das geht nur, wenn man intensiv recherchiert und auch vor Ort ist. Ich bin besser als Anne Will, weil ich nicht jede Woche eine Sendung erzwingen muss.

Sie sind aber selbstbewusst.

Schreiber Weil ich überzeugt davon bin, dass wir mit dieser Sendung richtig guten Journalismus machen. Wir werden verschiedene Reportagen einbauen und nicht nur 30-sekündige Stichwortgeber, die an der Oberfläche bleiben. Wir gehen raus, dahin wo was los ist. In unserer ersten Sendung geht es zum Beispiel um die Sicherheit bei der anstehenden Fußball-EM. Der Talk dazu findet im Berliner Olympiastadion statt.

Das neue Talk-Format "Schreiber vor Ort" wird am Donnerstag (9. Juni) um 17:10 Uhr auf n-tv ausgestrahlt.

(gol)
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