London Clarkson startet bald auf Amazon durch

London · Ausgestattet mit einem Riesenbudget, beginnen bald die Dreharbeiten für die Nachfolge der BBC-Autoshow "Top Gear".

Kleinwagen kann Jeremy Clarkson nicht leiden. "Wir alle wissen, dass kleine Autos gut für uns sind", sagte der 56-Jährige einmal. "Das gilt aber auch für Lebertran. Und Jogging." Genausowenig übrigens mag Clarkson Autoritäten jeder Art oder political correctness. Die weltweit 350 Millionen Zuschauer seiner BBC-Autoshow "Top Gear" haben das nicht nur goutiert, viele haben ihn für seine Haltung geradezu verehrt. Nur deshalb ist es wohl möglich, dass Clarksons Karriere nicht mit dem Nasenstüber endete, dem er 2015 einem TV-Produzenten hinter den Kulissen verpasste. Die BBC schmiss ihn raus, Amazon rollte den roten Teppich aus. Im Juli starten nun die Dreharbeiten für "The Grand Tour", den Nachfolger von "Top Gear" - mit einem riesigen Budget und demselben Team. Hass auf Kleinwagen inklusive.

Alles beim Alten also, ist zu vermuten. Wer Tipps für den nächsten Autokauf sucht, ist bei Clarkson und Co an der falschen Adresse, es sei denn, das Geld sitzt locker und acht Zylinder zählen zur Basisausstattung. Bei "Top Gear" und sicher auch bei "The Grand Tour", das lassen erste Videos vermuten, geht es einzig und allein um die Moderatoren und wie amüsant respektlos sie mit dem für viele Menschen heiligen Blechle umgehen. Allen voran Clarkson, geistreich, unverschämt und witzig bis über manche Schmerzgrenzen hinaus. Ihm zur Seite stehen der verschmitzte Richard Hammond und der etwas schnöselige James May. Die Drei von der Tankstelle agieren wie eine Monty-Python-Truppe auf Rädern, die keinen Gag liegen lässt - schon gar keinen schlechten. May und Hammond hätten nach Clarksons Rausschmiss bei der BBC bleiben dürfen, doch sie gingen mit. Bis der TÜV sie scheidet.

Zwölf Folgen pro Jahr sind geplant, der Vertrag läuft vorerst über drei Jahre. Amazon will damit seinen Streaming-Dienst Prime aufwerten und gibt sechs Millionen Euro pro Folge aus - für AutoShows eine astronomische Summe. Schon die BBC investierte 1,4 Millionen Euro in eine "Top-Gear"-Ausgabe, was man auch sah. Amazon will aber nun offenbar das Luxus-Umfeld für die Luxuskarossen schaffen, mit denen Clarkson gerne durch pittoreske Landschaften kurvt, und die Konkurrenz damit deklassieren. Jede Folge wird in einem anderen Land aufgezeichnet, "The Grand Tour" eben. Gesendet wird voraussichtlich ab Herbst.

Apropos Konkurrenz: "Top Gear" ist seit ein paar Wochen wieder bei der BBC auf Sendung, mit neuem Team, aber ähnlichem Aufbau. So wird die Show etwa in einer großen Halle vor Publikum anmoderiert. Im Mittelpunkt stehen Radiomoderator Chris Evans und der US-Schauspieler Matt LeBlanc. Die machten ihre Sache gemessen an den übergroßen Vorbildern ganz gut, müssen aber erst noch zueinander und ihr Publikum finden. Von der ersten zur zweiten Sendung halbierte sich die Zahl der Zuschauer, in den Medien und den sozialen Netzwerken hagelte es Kritik.

Eine optimale Startposition also für Clarksons Rennstall. Wenn dann noch das Catering stimmt - die Handgreiflichkeiten, die zum Eklat mit der BBC führten, hatten mit einem nicht vorhandenen Steak zu tun - dürfte die unterhaltsamste Autosendung der Welt bei Amazon Prime ein dauerhaftes Zuhause finden.

(RP)
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