"Circus HalliGalli" Joko, Klaas und die drei Stühle

Düsseldorf · Für die vorletzte Folge der Pro7-Sendung "Circus HalliGalli" gehen Joko und Klaas zurück zu Rock am Ring – allerdings nicht mit dem erhofften Erfolg: Betrunkene Menschen ins Rampenlicht zu zerren, ist weder originell, noch witzig.

Die Stühle: Joko Winterscheidt, Olli Schulz und Klaas Heufer-Umlauf.

Die Stühle: Joko Winterscheidt, Olli Schulz und Klaas Heufer-Umlauf.

Foto: Twitter / CircusHalliGalli

Für die vorletzte Folge der Pro7-Sendung "Circus HalliGalli" gehen Joko und Klaas zurück zu Rock am Ring — allerdings nicht mit dem erhofften Erfolg: Betrunkene Menschen ins Rampenlicht zu zerren, ist weder originell, noch witzig.

Die Show startet mit Olli Schulz, der mit einem Bus seine beiden besten Freunde, Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, zu einem "Buddytag" einladen will. Das Ziel: Rock am Ring. Die beiden Entertainer kehren also nach langer Ring-Abwesenheit zum Abschluss ihrer Sendung noch einmal zum Festival am Nürburgring zurück. "Wir zeigen denen mal, was wir für Typen sind", sagt Schulz.

Was darf bei einem Ausflug zu Rock am Ring natürlich nicht fehlen? Genau, eine eigene Band! So schlägt Schulz den beiden Moderatoren ein Bandprojekt vor. "Ich habe wirklich schon darüber nachgedacht", erklärt der begeisterte Winterscheidt sofort. Den richtigen Name hat er auch schon gefunden: Die Stühle. "Ist doch ein mega Name, keiner hat was gegen Stühle", sagt Winterscheidt freudestrahlend.

Auch das passende Album mit drei Stühlen auf dem Cover hat er direkt in seiner Tasche parat. Auf der Scheibe finden sich Titel wie "Ein Tag auf dir", "Reise nach Jerusalem" und "Morgen ist Sperrmüll". Und das Trio verspricht den Fans: "Wir wollen immer real bleiben."

Die 15-Minuten-Band

Um das kleine Bandintermezzo noch etwas realistischer zu machen, stellt sich die Band in einem Video vor und erklärt ihre Mission: "Wir wollen die Zerrissenheit der Stühle darstellen. Dieses unscheinbare Leben", erklärt Winterscheidt.

Kurz darauf scheint er das aber vergessen zu haben und gibt den depressiven Bandleader. Winterscheidt kommt mit dem Leben als Musiker nicht mehr klar. "Ich kann das einfach nicht mehr. Immer diese Weiber, Drogen und Alkohol. Ich bin raus aus den Stühlen." Auch Bestechungsversuche mit Kondomen seitens Schulz stimmt ihn nicht mehr um. Es hilft alles nicht, die Band trennt sich nach rund 15 Minuten wieder.

Für Olli Schulz plötzlich sehr passend, denn der hat sowieso keine Zeit für Rock am Ring. "Ich hab heute noch ein Konzert und fahr' gleich direkt wieder zurück", erläutert er. Bei seinen Abschlussworten könnte der Zuschauer auf den Gedanken kommen, sie richteten sich direkt an die Pro7-Sendung "Circus Halligalli" und nicht die imaginäre Band. "Meine kleinen Tauben, ich muss euch gehen lassen, aber ich hoffe ihr habt aus der Zeit etwas gelernt."

Ring trifft Bundestag

Auf dem Festivalgelände startet dann erst die eigentliche Sendung. Joko und Klaas erklären: "Wir haben uns entschieden, mit den Zuschauern gemeinsam Rock am Ring zu feiern." Dazu würden ein bisschen Musik, Kultur und selbstverständlich Alkohol gehören. Auch Palina Rojinski ist natürlich mit dabei und präsentiert ihre Rubrik "In vino veritas". Sie hat sich bei den Besuchern zum Thema Bundestagswahl umgehört — um 3.30 Uhr morgens vor einem Partyzelt. "Das Festival ist die größte Vorwahl des Landes", sagt Rojinski.

Dann bekommt der Zuschauer genau das, was er erwartet. Viele teils stark betrunkene Jugendliche, die mehr oder minder in die Fernsehkamera nuscheln. "Freibier für den Nürburgring und Deutschland", verspricht ein Zuschauer bei erfolgreicher Wahl. Ein weiterer schlägt "die Drei-Finger-Pistole" — eine sexistische Geste — als Alternative zur Merkel-Raute vor. Und auch bei der Suche nach einem Wahlslogan wird Rojinski schnell fündig. "Leider heiß ich Kevin", schlägt ein betrunkener Besucher vor. Mit einem weiteren Spot zum neuen Album der Band Die Stühle endet diese schmerzhafte Rubrik.

Ein Griff ins Klo

Doch damit natürlich nicht genug: Es gibt direkt die nächste Rubrik. Winterscheidt stellt sich im Anzug vor Dixi-Klos und moderiert sein neues Spiel "Bei Scheiße, Preise" an. Dabei wartet der Moderator, bis ein Besucher auf die Toilette geht, baut davor einen roten Vorhang auf und stellt dem Festivalbesucher nach Besuch auf dem stillen Örtchen ein paar Quizfragen. Bei richtiger Beantwortung gibt es 50 Euro. Mit seinem Einleitungssatz "Das hier ist die beschissenste Gameshow im deutschen Fernsehen", erklärt Winterscheidt bereits selbst, was der Zuschauer vermutlich längst weiß.

Zum Abschluss der Sendung ist das "Circus Halligalli"-Duo gemeinsam auf einer Festival-Bühne und singt, wie bereits vor einigen Jahren, "Angels" von Robbie Williams mit den grölenden Fans. Ein solides Ende der vorletzten Show. Ansonsten funktioniert der Abstecher von Joko und Klaas zurück auf das Festival nicht wie gehofft: Dass das Necken untereinander nicht mehr zieht, haben sie zwar begriffen. Aber die neuen Rubriken sind ein wahrer Griff ins Klo — buchstäblich.

Betrunkene Menschen ins Rampenlicht zu zerren, funktioniert vielleicht auf Youtube, macht aber nun mal keine gute Fernsehsendung. Ironischerweise sind die einzigen Gags, die halbwegs zünden, genau die, die eben nicht auf dem Gelände von Rock am Ring stattfinden. Es ist die Idee der eigenen imaginären Band und der schon beinahe lachhafte Aufwand, der für dieses kurze Segment in der Sendung betrieben wird. Dann, wenn zumindest ein wenig des ehemaligen Charmes der beiden Moderatoren zum Vorschein kommt.

(se)
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