"PussyTerror TV" Carolin Kebekus' laute Rückkehr zum WDR

Köln · Dass sich Komikerin Carolin Kebekus in ihrer ersten Sendung von "PussyTerror TV" am Samstagabend nicht nehmen lässt, weiter schonungslos die Kirche aufs Korn zu nehmen, lässt auf ein neues junges und erfolgreiches Comedy-Format im WDR hoffen.

Carolin Kebekus: Die Premiere von Pussy Terror TV
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Carolin Kebekus: Premiere von Pussy Terror TV

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Nachdem sich Carolin Kebekus und der Westdeutsche Rundfunk (WDR) im Frühjahr 2013 wegen einer Kirchensatire stritten und die 34-Jährige dem Sender damals Zensur vorwarf, wollen sie es jetzt noch einmal zusammen probieren. Am Samstag startet mit "PussyTerror TV" eine eigene TV-Show der frechen Komikerin aus Köln. 60 Minuten lang fasst Kebekus die Ereignisse der vergangenen Wochen auf ihre schonungslose Art und Weise zusammen, schlüpft in verschiedene Rollen und begrüßt prominente Gäste auf ihrer Bühne in der Halle Tor 2 in Köln-Ehrenfeld.

Ganz zu Anfang erklärt Kebekus im Hinblick auf die vergangenen Meinungsunterschiede mit dem WDR: "Dieses Mal wird sich benommen!" Das glaubt niemand im Publikum. Und um dem Zuschauer zu zeigen, dass auch der öffentlich-rechtliche WDR gar nicht so harmlos ist, zeigt Kebekus mehrere, zweckverfremdete Ausschnitte aus bekannten WDR-Formaten, in denen nicht selten das böse F-Wort oder andere verruchte Gesten zu sehen sind. Damit macht die Moderatorin bereits zu Beginn deutlich: Tabus wird es bei mir nicht geben.

"Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, keine Witze mehr über die katholische Kirche zu machen — würden sie sich einem nicht immer wieder förmlich aufdrängen", erklärt die gebürtige Bergisch Gladbacherin. Das in dieser Woche neu erschienene Heft "Mein Papst" ist ein gefundenes Fressen. Zielgruppe: Frauen ab 40 Jahren in Ballungsgebieten und katholischen Regionen. "Wer soll das sein? Eine verbitterte Alte aus Unterfranken, die es zu Hause nicht mehr richtig besorgt bekommt?", fragt sie sich.

Das ist Carolin Kebekus
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Das ist Carolin Kebekus

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Sie schlägt gleich noch einige Erweiterungen für das neue Franziskus-Magazin vor. Darunter ein Kreuzigungs-Sammelset für den "Prayboy" und Eva oben ohne als Seite-1-Girl, die "aufpassen soll, dass die Schlange nicht ausbüxt und in ihr kleines Äpfelchen beißt". Die Debatte um die Masern-Impfung bei Kindern nimmt Kebekus zum Anlass für ein Duett mit dem aus "1Live" bekannten Dennis aus Hürth. In dem Song "Mosern gegen Masern" spielt sie eine Hipster-Mutti und Impf-Gegnerin aus Berlin-Prenzlberg, die ihrem Kind lieber die Viren um den Mund schmiert und ihm Urin zu trinken gibt, als es impfen zu lassen. Auch vor ernsten Themen wie dem IS-Krieg schreckt die Brünette nicht zurück. Als Ghetto-Tussi Rebecca aus Köln-Porz verirrt sie sich auf dem Weg zum DSDS-Casting in ein IS-Camp und nervt die Terror-Kämpfer solange mit ihrem Geschwafel, bis sie schreiend weglaufen.

Den Sadomaso-Streifen "50 Shades of Grey" mit Jamie Dornan in der männlichen Hauptrolle nimmt sie zum Anlass für ihre Kategorie "Pussy des Monats". "Der will mir Schmerzen zufügen? Was für ein Lappen!" Weitere Anwärter auf den Titel sind Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt, der bis zum Tod seiner Frau Loki gewartet hat, um zu beichten, dass er "eine Zigarette danach in einem fremden Bett geraucht hat" und die Fastfood-Kette McDonalds, die bald Grünkohl auf der Karte anbieten möchte, um ihr Image aufzupolieren. Zudem bekommt Andreas Kümmert für seine ESC-Absage sein Fett weg. Dass Carolin Kebekus auch Mann kann, beweist sie in ihrer Rolle als Mario Großreuss, der ein Statement zur WM in Katar abgibt.

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Als Star-Gast für ihre Premierensendung holt sich Kebekus Klaas Heufer-Umlauf, bekannt aus der Prosieben-Show "Circus Halligalli", auf die Bühne. Da auch er seine Vorliebe fürs Singen entdeckt hat, performen die beiden abwechselnd einen Song, dessen Künstler sie selbst und Titel der andere für sie aussucht. So gibt Heufer-Umlauf beispielsweise "Schni-Schna-Schnappi" als Eros Ramazzotti und "Barbie Girl" als Elvis zum Besten. Kebekus kontert als Michelle mit Materias "Kids" oder als Höhner-Frontmann mit "Hier kommt Alex". Warum Heufer-Umlauf danach bis zum Ende der Show weiter auf der Bühne herumturnt und verkrampfte Interviews mit Kebekus führt, erschließt sich dem Zuschauer nicht wirklich.

Weitere Gäste der Sendung sind der Stand-up-Comedian Ususmango, der erklärt, wie unser Alltag von Vierecken bestimmt wird und Thomas D von den "Fantastischen Vier", der den Bildungsauftrag der gebührenfinanzierten Sendung erfüllt, indem er Wasserstoffperoxid, Weichspüler und ein weißes Pulver mischt und zum Überschäumen bringt. Serdar Somuncu aus der "ZDF heute show" übernimmt zudem in einer Domian-Persiflage das Sorgentelefon für gestresste Promis.

Mit der Penis-Prothese zum Chef

Dass sie sich als Frau in Männerdomänen nicht unterkriegen lässt, stellt Kebekus schließlich in ihrem "Pussy Report" unter Beweis. Die anhaltende Diskussion über die Frauenquote in Führungsetagen bringt sie als Angestellte Anja Schulz auf die Idee, sich eine Penis-Prothese zuzulegen. Breitbeinig und mit der Hand im Schritt stolziert sie durch die Büroflure, auf der Männertoilette feiert sie das freihändige Pinkeln und bei der Gehaltsverhandlung gewinnt sie schließlich, weil sie den Längsten hat. Abends packt Schulz ihren Plastik-Penis wieder in den Koffer, denn "Zuhause haben die Frauen ja sowieso das Sagen".

Die erste Folge ihrer neuen Show zeigt: Kebekus bleibt sich ihrer Linie des gleichnamigen Bühnenprogramms "Pussy Terror" treu, nimmt kein Blatt vor den Mund und vereint ihre Talente zu einem vielseitigen Bühnenprogramm. Nicht langweilig wird es durch Gast-Auftritte von Kollegen wie Carsten van Ryssen aus der "heute show" oder Ingmar Stadelmann aus "1live".

"PussyTerror TV" ist am Samstag, 21. März, um 21.45 Uhr im WDR zu sehen. Weitere Folgen sind für April und Mai geplant, bevor es dann erst einmal in die Sommerpause geht.

(met)
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