Kritik an Erdogan und ZDF Böhmermann kann es nicht lassen

Düsseldorf · Jan Böhmermann hat wieder ausgeteilt. In seinem Statement zur Einstellung der Ermittlungen warf er der türkischen Regierung vor, gegen kritische Journalisten vorzugehen. Die Spitze gegen das ZDF brachte er dezent an.

 Wer zuletzt lacht, lacht dezent: Jan Böhmermann.

Wer zuletzt lacht, lacht dezent: Jan Böhmermann.

Foto: dpa

Beinahe seriös hat sich der TV-Satiriker Jan Böhmermann zum Ende der Ermittlungen gegen ihn geäußert. In einem knapp siebenminütigen Youtube-Video schlüpfte er erst gegen Ende wieder in die Rolle des Spaßvogels.

In Jeans und Polohemd nahm er an einer Art Jugendzimmer-Schreibtisch mit handgeschriebenem Namensschild Platz, um sein Statement vorzulesen. Zunächst bedankte er sich bei der Staatsanwaltschaft Mainz, dass diese nicht den Aufwand gescheut habe, seine Sendung "Neo Magazin Royale" vom 31. März 2016 anzuschauen. "Wir bei ZDF Neo können jeden aufmerksamen Zuschauer sehr gut gebrauchen."

In der umstrittenen Sendung hatte Böhmermann eine Schmähkritik auf den türkischen Präsidenten Erdogan vorgetragen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen des Verdachts auf Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts, nachdem die Bundesregierung dazu eine Ermächtigung wegen des Strafverlangens der türkischen Regierung erteilt hatte.

Böhmermann nutzte das Video, um dezent gegen seinen Sender ZDF auszuteilen. "Es ist enorm wichtig, einen starken, selbstbewussten öffentlich-rechtlichen Sender mit klarer, unabhängiger Haltung hinter sich zu wissen, der Streit, Diskurs und Meinungsvielfalt nicht nur aushält, sondern auch befördert." Wohlwissend, dass das ZDF eben dies nicht getan hatte.

So hatte der Sender die umstrittene Passage mit dem Schmähgedicht im Nachhinein entfernt und so beschnitten wieder in die Mediathek gestellt. Böhmermann aber sicherte zu: "Wir stehen zu 100 Prozent hinter dem ZDF."

In seinem Statement kritisierte der Satiriker vor allem aber die türkische Regierung, die in seinen Augen die Meinungsfreiheit im Land einschränkt. "Während Sie dieses Video sehen, sitzen in der Türkei Menschen in Haft ohne Chance auf einen fairen Prozess. Müssen ihre Reisepässe abgeben. Verlieren ihren Job, weil sie sich kritisch mit ihrem Land auseinandergesetzt haben."

Doch auch gegenüber dem deutschen Staat und damit besonders gegenüber Kanzlerin Angela Merkel hielt er sich nicht zurück: "Wenn ein Witz eine Staatskrise auslöst, ist das nicht das Problem des Witzes, sondern des Staates." Worum es ihm geht: "Dass man sich in Deutschland in diesen Punkten, Meinungsfreiheit, Kunstfreiheit, sicherfühlen muss und zwar jeder."

Zum Schluss aber wurde der seriöse Jan Böhmermann wieder zum Entertainer Jan Böhmermann. In Begleitung einer Gitarre sang er das Lied "Always Look On The Bright Side Of Life" an, verspeiste dabei ein Hanuta, wechselte kurz zu Westernhagens "Freiheit" und verpasste es nicht, auf seine Show am Donnerstag hinzuweisen: "Hashtag Criminal Mainz".

(seda)
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