Köln/Mainz ARD und ZDF bald ohne Sponsoring

Köln/Mainz · Ab 2013 dürfen Unternehmen Abendsendungen wie den "Tatort" nicht mehr präsentieren.

Ein tiefblauer See ist zu sehen, bewaldete Inseln, dann dreht sich ein Bierglas ins Bild: Gleich beginnt der ARD-"Tatort", präsentiert durch den Spot einer prominenten Biermarke. Doch ab dem neuen Jahr wird das "Tatort"-Intro direkt auf die "Tagesschau" folgen: ohne See, ohne Inseln, ohne Alkohol. Und die öffentlich-rechtlichen Programmanbieter verlieren wohl Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe. Über die Konsequenzen ist man sich jedoch uneins.

Eigentlich ist ARD und ZDF Werbung zumindest nach 20 Uhr und an Feiertagen verboten. Eigentlich – denn wer eine konkrete Sendung sponsert, darf in deren Rahmen auch nach 20 Uhr noch Spots schalten. Mehr als 60 Millionen Euro pro Jahr haben die Öffentlich-Rechtlichen mit dieser Lücke zuletzt verdient. Zum neuen Jahr wird sie weitgehend geschlossen. Dann tritt die neue Fassung des Rundfunkstaatsvertrags in Kraft, die Schluss macht mit der Unterscheidung zwischen Werbung und Sponsoring. Für den Zuschauer sei die "Unterscheidbarkeit zwischen Sponsoring und Werbung sehr schwierig geworden", heißt es als Begründung aus der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz. Sie führt den Vorsitz in der Rundfunkkommission der Länder, in der Änderungen der Rundfunkstaatsverträge abgestimmt werden. Der neue Vertrag erlaubt Sponsoring künftig nur noch für "Großereignisse" wie etwa Olympische Spiele und Spiele der deutschen Fußballnationalmannschaft. Diese Ausnahmen seien nötig, erklärt die Staatskanzlei: In diesen Bereichen werde Sponsoring häufig bereits bei der Vergabe der Übertragungsrechte vorausgesetzt.

Die ARD befürchtet durch das Verbot trotzdem "möglicherweise negative Auswirkungen auf die deutsche Sportlandschaft", insbesondere "für die mittleren und kleineren Sportarten". Das ZDF verneint Auswirkungen auf die Programmgestaltung. Mit Schätzungen über Mindereinnahmen halten sich die Sender gleichermaßen zurück. Man gehe "selbstverständlich" von Einbußen aus, heißt beiderseits. Die Höhe ließe sich jedoch "leider nicht genau berechnen".

Nach Angaben der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten dürfte es sich um einen zweistelligen Millionenbetrag handeln. Gestopft werden soll diese Lücke bei der ARD nun durch "Einsparungen der Landesrundfunkanstalten".

(dpa)
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