Tagesthemen-Kommentar Anja Reschke sieht sich als Projektionsfläche

Hamburg · Anja Reschke musste nach ihrem Flüchtlings-Kommentar in den Tagesthemen einige Kritik einstecken. Seitdem sie vor laufender Kamera mit rassistischen Online-Kommentatoren abgerechnet hat, wird sie selbst Opfer der Forentrolle.

 Die NDR-Journalistin Anja Reschke.

Die NDR-Journalistin Anja Reschke.

Foto: Screenshot ARD

NDR-Journalistin Anja Reschke (42) muss nach ihrem "Tagesthemen"-Kommentar zur Hetze gegen Flüchtlinge viel persönliche Kritik einstecken. "Das reicht von Zuschriften, dass ich vom NDR abgemahnt, gekündigt, vom Hof gejagt werden soll, und endet mit Kommentaren über mich wie "die Antifa-Nigger-Muslim-Zigeunerhure" oder "verbrennt die Alte"", sagte Reschke im Interview mit dem "Tagesspiegel". Anscheinend habe sie der Debatte um Flüchtlinge ein Gesicht gegeben. "Da bin ich natürlich jetzt eine wunderbare Projektionsfläche für alle, die wütend sind, nicht klarkommen mit der Situation. Endlich haben sie eine Person, die sie angreifen können", meinte die Chefin des ARD-Politikmagazins "Panorama".

Reschke hatte vor einer Woche in den "Tagesthemen" mit fremdenfeindlichen Online-Kommentaren abgerechnet und damit eine hitzige Diskussionen im Netz hervorgerufen. Nach wie vor bekomme sie aber auch sehr viele positive Zuschriften.

Auffallend sei, wie wenig Faktenwissen die meisten Kommentatoren hätten, obwohl die meisten Argumente, wie "alle Ausländer sind kriminell" oder "für die wird mehr getan als für die Deutschen", jeder faktischen Grundlage entbehrten. Dagegen müsse man argumentieren, Beispiele parat halten und sich gegen rassistische Parolen und Vorurteile wehren. "Das müssen die Medien leisten, das kann aber auch jeder Einzelne tun, in Gesprächen mit Bekannten, im Netz, auf Bürgerversammlungen. Wenn die Mehrheit der Deutschen kein grundlegend negatives Gefühl den Flüchtlingen gegenüber hat, dann muss das auch zum Ausdruck kommen", forderte Reschke.

(dpa)
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