Air-Berlin-Flugbegleiterin im TV "Wir fühlen uns alle belogen"

Düsseldorf · Die Insolvenz von Air Berlin und die Steuervermeidungstricks der Reichen - darüber diskutierte Sandra Maischberger mit ihren Gästen. Dabei war auch eine Air-Berlin-Flugbegleiterin, die von Fassungslosigkeit und verlorenem Vertrauen angesichts der Pleite der Airline spricht.

Porträt: Das ist Sandra Maischberger
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Das ist Sandra Maischberger

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Foto: dpa, hka bsc sab

Darum ging's

"Reiche ohne Skrupel: legal, illegal, ganz egal" lautete der Titel der Sendung. Dabei ging es vor allem um zwei Themen: die Pleite von Air Berlin und die Enthüllungen rund um die "Paradise Papers". Der Empörungs-Pegel war dabei enorm hoch, wirkliche Lösungsansätze suchte man vergebens.

Die Gäste

  • Janine Wissler, stellvertretende Bundesvorsitzende der Linken
  • Otto Fricke, FDP-Präsidiumsmitglied
  • Christoph Lütgert, Journalist, beteiligt an der Veröffentlichung rund um die "Paradise Papers"
  • Anja Barbian, Air-Berlin-Flugbegleiterin
  • Josef Rick, Immobilienunternehmer
  • Rainer Zitelmann, Investor, Buchautor und Reichtumsforscher

Frontverlauf

Viel Raum zu Beginn der Sendung nahm die Geschichte der Air-Berlin-Stewardess ein. Kollektiv folgte danach die Empörung - vor allem darüber, dass Airline-Chef Thomas Winkelmann sich vertraglich Gehalts- und Bonizahlungen in Höhe von 4,5 Millionen Euro hatte zusichern lassen. Lütgert nennt "das Ding" "höchst unappetitlich", weil es immer so laufe bei Pleiten, dass sich die Chefs absicherten und die Mitarbeiter auf der Strecke blieben. Fricke stellt sich die Frage, warum so ein Vertrag gemacht wurde und warum Winkelmann zur Airline geholt worden sei. Wissler sieht auch die Politik in der Verantwortung. Und Unternehmer Rick hat Zweifel daran, ob das Ganze anständig sei.

Danach folgte der Schwenk zu den vor kurzem enthüllten "Paradise Papers" zu Steuervermeidungspraktiken durch Politiker, Konzerne, Prominente und Superreiche aus aller Welt. Diesem Thema wurde in der Sendung viel Zeit eingeräumt. Lütgert, einer der an der Veröffentlichung beteiligten Journalisten, nennt es einen Skandal, dass solche Steuervermeidungstricks - "Möglichkeiten, die Gesellschaft zu bescheißen", wie er sagt - gibt. Auf der anderen Seite steht da aber der Unternehmer Rick, der das moralisch schlecht heißt, die legalen Tricks aber nutzt.

Die Air-Berlin-Flugbegleiterin

Anja Barbian ist seit fast 30 Jahren Flugbegleiterin auf der Langstrecke. Seit der Insolvenz des Unternehmens ist ihre Zukunft unsicher. Seit Wochen befinde sie sich "in einem Wechselbad der Gefühle, das powert einen völlig aus", erzählt sie. Und sie sagt: "Wir fühlen uns alle belogen." Es sei tragisch, dass es so zu Ende gehe mit der Airline. "Da bricht eine Welt zusammen", sagt Barbian bei Maischberger. Die Stewardess berichtet, wie viel Hoffnung die Mitarbeiter hatten, als Winkelmann von Lufthansa zu Air Berlin wechselte - trotz der roten Zahlen, die wie ein Damoklesschwert über ihnen geschwebt hätten. "Wir waren vollen Mutes, euphorisch", sagt sie.

Auch habe sie noch lange Hoffnung gehabt, dass man übernommen werde. Doch Ende September hätte man ihnen dann gesagt: Ihr seid raus. Diesen Moment umschreibt sie nur mit einem Wort: Fassungslosigkeit. Entsprechend kann sie auch nicht die vertraglich gesicherten Zahlungen an Winkelmann verstehen. "Das ist nicht in Ordnung, er hat sich für eine Sanierung Geld sichern lassen, die er nicht geschafft hat", sagt sie.

Der Unternehmer

Der zweite Gast, der an diesem Abend herausstach, war Unternehmer Rick. Denn auch er nutzt die legalen Steuervermeidungstricks und macht so viel Geld. Moralisch aber sieht er das als bedenklich an. "Dass wir diese Möglichkeit haben, finde ich skandalös." Genau deshalb erzähle er davon in der Öffentlichkeit, weil "Dinge, die uns wirtschaftlich nicht weiterbringen, müssen politisch diskutiert werden". Auf die Frage Maischbergers, warum er denn trotzdem zu diesen Tricks greife, sagt er nur: "Weil es legal möglich ist."

Satz des Abends

"Nicht alles, was nicht ausdrücklich verboten ist, ist auch legal." Anja Barbian über die Gehaltszahlungen an Thomas Winkelmann.

(das)
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