Berlin Agentenpaar mit Stil und Witz

Berlin · Die britische Erfolgsserie "Mit Schirm, Charme und Melone" startete heute vor 50 Jahren.

Sie entschärfen Atombomben. Sie kämpfen gegen Killer-Roboter. Doch finden sie stets noch Zeit, bei Champagner heiter miteinander zu flirten. Patrick Macnee als John Steed und Diana Rigg als Emma Peel waren das Agenten-Traumpaar der Swinging Sixties. Vor 50 Jahren - am 18. Oktober 1966 - ermittelten sie in "Mit Schirm, Charme und Melone" erstmals im deutschen Fernsehen.

Die Fälle des stets aufgeräumten Dandys Steed und der superintelligenten sexy Karatekämpferin Peel begannen stets klassisch mit einem Verbrechen oder unerklärlichen Vorfall. Doch dann kam es meist faustdick: ein Schurke mit Zeitmaschine, ein Verschwörer mit einer unterirdischen Stadt, eine Comicfigur, die zum Leben erwacht.

Der psychedelische TV-Import fand bei verschiedenen deutschen Sendern eine Heimat: erst beim ZDF, später bei Sat.1 und Arte. Die nach Deutschland gelangten Krimis mit dem Gespann Macnee/Rigg waren das Herzstück der britischen ITV-Serie "The Avengers", die mit wechselnden weiblichen Helden von 1961 bis 1969 lief. Nie war das Format so stark und so witzig wie in diesen zwei Staffeln, die entstanden, bis Diana Rigg für einen Bond-Film ausstieg. Andere "Avengers"-Episoden wurden in Deutschland nie gezeigt oder gerieten in Vergessenheit.

Die heitere Koketterie eines Eton-Schülers (der Schauspieler Patrick Macnee auch im echten Leben war) zeigte sich in Reinform, als Steed mit blauem Auge und jammernd aus einer Schurkenzentrale zurückkam. Emma fragte: "Sie sind doch bestimmt schon woanders hinausgeworfen worden." Er konterte pikiert: "Aber nur aus ersten Häusern." Dass er beim Undercover-Einsatz in einer Butlerschule der Klassenprimus war, dürfte keinen Zuschauer verwundern. Bis zur letzten Episode siezte sich das Duo und blieb beim Nachnamen. Very british eben.

Macnee sei "ein wahrer Gentleman" gewesen, erinnerte sich Bond-Darsteller Roger Moore (89) an seinen langjährigen Freund, als Macnee 2015 mit 93 Jahren starb. "England hat eine Ikone und ein Vorbild verloren", trauerte damals Fernsehkritiker Oliver Kalkofe (51). "Niemand trug die Melone mit mehr Stil und Lässigkeit als John Steed." Dank Metallboden diente der Hut in der Serie sogar als Waffe. Hinzu kam der Regenschirm mit einem Degen im Inneren, den der coole Agent in Notlagen einsetzte. Schusswaffen benutzten die zwei Helden nur in seltensten Fällen.

Die Produzenten von "Mit Schirm, Charme und Melone" hatten nicht viel Geld zur Verfügung, doch ihre Drehbücher waren in den besten Jahren immer exzellent, gespickt mit Wortspielen. Dazu galt Diana Rigg als eine der atemberaubendsten Frauen der 60er Jahre. Ihr hautenger Kampfanzug, zuerst aus Leder, dann aus Vinyl oder Stoff, war in jeder Folge ein Hingucker. Romantik war allerdings Fehlanzeige: Geküsst wurde kaum.

(dpa)
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