Ferienpläne bei Kindern Ganz schön langweilig

Düsseldorf · Mehr als die Hälfte der Eltern plant die Sommerferien schon vor dem Start durch - aus Angst vor Langeweile bei den Kindern. Dabei sollten Eltern und Kinder zwischendurch auch mal gar nichts tun. Denn: Langeweile macht kreativ.

 "Kindern bleibt dabei kaum Zeit, Langeweile zu entwickeln", warnt ein Experte. (Symbolfoto)

"Kindern bleibt dabei kaum Zeit, Langeweile zu entwickeln", warnt ein Experte. (Symbolfoto)

Foto: A. Blazy

Für Kinder sind sechs Wochen Sommerferien eine Ewigkeit, die Möglichkeiten scheinen unendlich. Doch die Ernüchterung kommt schnell, vor allem für die Eltern. "Mir ist langweilig", tönt es dann gequält durch deutsche Wohnzimmer. Nur weniges fürchten Eltern so sehr wie die zehrende Langeweile ihrer Kinder.

Darum planen sie. Mehr als die Hälfte der Eltern überlässt in den Sommerferien nichts dem Zufall, 61 Prozent planen schon vor dem Start alles durch - damit sich die Kleinen nicht langweilen. Das fand das Institut Opinium Research heraus. Rund 1500 Eltern in Deutschland mit Kindern im Alter von 4 bis 16 Jahren beantworteten dafür Fragen zu ihren Ferienplänen.

Dabei sollten sich Kinder und Eltern auch mal das Nichtstun gönnen, sagt Andreas Hamerski, Psychologe und Leiter der Familienberatung der Stadt Köln. "Natürlich müssen Eltern zu einem gewissen Teil planen", relativiert Hamerski die Ergebnisse. Wer arbeitet, könne sich schließlich nicht sechs Wochen lang freinehmen. "Aber das sollte nie unter der Überschrift Langeweile stehen."

Dass vielen Kinder so schnell langweilig ist, liege paradoxerweise daran, dass sie sich zu selten langweilen. Schule mit offenem Ganztag sei so anstrengend wie ein Arbeitsalltag, sagt Hamerski. "Die Räume für individuelle Interessen sind begrenzt." Nach Schule und Fußballtraining, Geigenunterricht und Vokabellernen sei der Tag vorbei. "Der Trend ist, das Leben komplett zu organisieren. Kindern bleibt dabei kaum Zeit, Langeweile zu entwickeln."

Wenn in den Ferien dann die freie Zeit endlich da sei, langweilten sich die Kleinen schnell. "Dabei sollten sich auch Kinder in den Ferien wirklich erholen und nicht von einer Aktivität zur anderen hetzen." Vor allem Mama und Papa scheinen die Langeweile ihrer Kinder aber nur schwer zu ertragen. Laut der Studie machen Eltern ihren Kindern im Durchschnitt pro Woche bis zu 11 Vorschläge, wie sie sich während der Ferien beschäftigen können.

Stattdessen sollten auch die Eltern mal nichts tun und die Kinder sich selbst und ihrem eintönigen Gefühl überlassen. Wenn sie quengeln, rät der Experte erst einmal Folgendes zu fragen: "Was ist denn so schlimm an Langeweile?" oder die Kleinen selbst äußern lassen, worauf sie Lust haben. Nur als letzte Option sollten Eltern Aktivitäten vorschlagen. Denn so werden die Kleinen kreativ und finden früher oder später selbst eine Beschäftigung. Und wenn es nur Marienkäfer beobachten ist.

(veke)
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