Krefeld Erster Richter macht VW-Kunden Hoffnung

Krefeld · Das Krefelder Gericht spricht Anwälten zufolge von einem "massenhaften Betrug".

Überall im Land treffen sich momentan vom Abgasskandal betroffene Volkswagen-Kunden und ihre Autohäuser vor Gericht - doch eine klare Linie lässt sich bislang nicht ablesen. Die Auto-Besitzer wollen ihren Kauf rückgängig machen, weil sie sich von VW getäuscht sehen und nicht glauben, dass sich allein durch die Nachrüstung der Fahrzeuge alle Probleme beheben lassen. Nur selten hatten sie jedoch Glück: In Düsseldorf machte ein Richter einem Audi-Fahrer zuletzt wenig Hoffnungen, das Urteil steht noch aus. Auch in Bochum hatte ein anderer Kläger Pech.

Vor dem Landgericht Krefeld befürwortet nun das erste NRW-Gericht ein Rücktrittsrecht, der Richter sprach nach Angaben des Kläger-Anwalts Tobias Ulbrich von der Düsseldorfer Kanzlei Rogert & Ulbrich von einem "massenhaften Betrug". In gleich zwei Verfahren hatten Audi-Besitzer dort gegen ein Krefelder Autohaus geklagt (Az.: 2 O 72/16 und 2 O 83/16). "In der Verhandlung hat die Kammer darauf hingewiesen, dass sie nach vorläufiger Rechtsauffassung die Rücktritte der Kläger von den Kaufverträgen für wirksam erachte", sagte ein Sprecher des Gerichts. VW (und damit auch die Tochter Audi) bietet seinen Kunden zwar eine Nachrüstung an, diese ist laut der ersten Einschätzung des Gerichts jedoch unzumutbar. Immerhin handele es sich um einen nicht unerheblichen Mangel. Das Gericht räumte dem Autohaus allerdings in beiden Verfahren die Möglichkeit ein, schriftlich noch einmal Stellung zu nehmen. Ein Urteil wird für September erwartet.

Unterdessen gerät der Ingolstädter Autobauer im Abgas-Skandal in den USA immer stärker unter Druck. Die US-Behörden hätten beim 3,0-Liter-Diesel von Audi drei nicht genehmigte Software-Programme entdeckt, schreibt die "Bild am Sonntag". Demnach schaltet sich die Abgasreinigung bei Fahrzeugen mit dem großen TDI-Motor - der auch beim Porsche Cayenne und dem VW Touareg verbaut ist - nach rund 22 Minuten einfach ab. Messverfahren dauern in der Regel knapp 20 Minuten.

Ein Audi-Sprecher sagte auf Anfrage, die Gespräche mit den Behörden liefen kontinuierlich weiter. "Ziel ist weiter eine technische Lösung des Problems." VW hatte sich jüngst mit US-Behörden und privaten Klägern auf einen milliardenschweren Vergleich geeinigt, um den Streit über fast eine halbe Million Dieselautos mit 2,0-Liter-Motoren beizulegen. Bei den Audi-Motoren stocken hingegen die Verhandlungen. Am Mittwoch müssen die Audi-Manager laut "Bild am Sonntag" erneut bei einer Anhörung der US-Umweltbehörden antreten. Intern werde mit einer erheblichen Strafzahlung gerechnet.

(frin)
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