Rees Erste Rheinkönigin mit Down-Syndrom

Rees · In der Vorweihnachtszeit reiht sich für Davina Möllenbeck ein Termin an den anderen. Die Reeser sind begeistert von der neuen Würdenträgerin. Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss lobt die Kür als vorbildhaft.

Für Rees ist die neue Rheinkönigin ein Glücksgriff: Davina Möllenbeck hat die Herzen der Rheinländer im Sturm erobert. Mit guter Laune, enormer Begeisterungsfähigkeit und leidenschaftlichem Engagement für ihre Aufgabe. Seit gut drei Wochen ist die 32-Jährige in Amt und Würden, nun beginnt die Zeit der Termine und Verpflichtungen. Möllenbeck freut sich darauf, endlich loslegen zu können, will sie doch beweisen, dass sie dem Ehrenamt gewachsen ist. Die junge Frau hat das Down-Syndrom, eine Beeinträchtigung zwar, aber keine, die sie davon abhält, das Leben aktiv zu genießen.

Seit 16 Jahren schon gibt es in Rees eine Rheinkönigin. Ausgerüstet mit Krönchen und Schärpe, repräsentiert sie die Stadt auf Messen oder fungiert bei diversen Veranstaltungen der örtlichen Händlervereinigung Reeser Werbegemeinschaft (RWG) als Glücksfee. Ein Werbeträger im positiven Sinne.

Eine Majestät wie Davina Möllenbeck hat es bislang noch nicht gegeben. Rückenwind erhält sie jetzt sogar aus der Politik. In einem Schreiben an die RWG lobte die CDU-Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss die Entscheidung für die 32-Jährige. "Diese eigentliche Selbstverständlichkeit, Menschen mit Handicap genauso zu behandeln wie Menschen ohne Behinderung, ist leider nicht gang und gäbe", schreibt Weiss. "Daher beeindruckt mich Ihre Entscheidung, eine junge Frau mit Down-Syndrom zur Rheinkönigin zu machen, umso mehr, und ich danke Ihnen für Ihren vorbildhaften Schritt hin zu mehr Teilhabe, Toleranz und Inklusion."

Davina Möllenbeck kommt aus dem Reeser Ortsteil Millingen und arbeitet seit zehn Jahren in der Werkstatt der Lebenshilfe Unterer Niederrhein in Rees. Dort verpackt sie Teile, die für einen Türen- und Zargenhersteller bestimmt sind.

Ihre Kollegen beschreiben sie als sehr lebenslustigen und frohen Menschen. Die junge Frau hat eine sportliche Ader von ihrer Mutter Anneliese und von Vater Richard eine musikalische. Sie spielt Klavier, tanzt leidenschaftlich gerne und betreibt Kung Fu. Bis zum Schwarzen Gürtel (Zweiter Dan) hat sie es hier schon gebracht.

Öffentliche Auftritte sind ihr zudem nicht fremd. Denn die junge Frau singt auch im Chor der Lebenshilfe, ist Mitglied einer Theatergruppe und hat schon mehrfach Modell gestanden: Im aktuellen Kalender der Lebenshilfe sind einige Fotografien mit ihr zu sehen. Zwei Aufnahmen mit ihr wurden sogar prämiert.

Mit ihrer neuen Aufgabe geht sie ganz locker um: "Ich lasse das alles auf mich zukommen", sagte sie jüngst bei ihrer Kür ohne eine Spur von Nervosität. Und heimste schon da viel Lob ein. "Ich habe selten jemanden gesehen, der so stolz ist, dieses Amt ausüben zu dürfen wie Davina", urteilte der Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers beim Amtsantritt der neuen Rheinkönigin.

Die Vorsitzende der RWG, Renate Bartmann, freute sich, dass das Prozedere rund um die Rheinkönigin in diesem Jahr einmal ganz anders abgelaufen ist: "Das ist etwas ganz Besonderes und ein schönes Zeichen für die Inklusion." Und sie lobte den Mut, den die junge Frau aufgebracht habe, um sich der Herausforderung zu stellen. Für Davina Möllenbeck war das jedoch selbstverständlich - ganz normal eben.

(RP)
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