Christine Westermann (67) Und Götz Alsmann (59) "Wir sind mehr als nur Kollegen"

Düsseldorf · Nach 20 Jahren "Zimmer frei!" verabschieden sich die Moderatoren. Wir haben sie getrennt befragt. Es zeigt sich, dass gerade zwei so unterschiedliche Menschen zusammen sehr unterhaltsam sind.

Auch wenn es lange her ist, wie ist Ihre erste Begegnung verlaufen?

Alsmann Meine allererste Begegnung mit Christine Westermann hatte ich schon elf Jahre vor "Zimmer frei!", aber sie kann sich daran nicht mehr erinnern! 1985 hatte ich einen kleinen Hit und war Gast bei ihr in der "Aktuellen Stunde". Für mich, den Nobody, war es eine große Sache, von der großen Christine Westermann interviewt zu werden. Sie aber wusste nicht, wer ich war und auch elf Jahre später nicht.

Westermann Das tut Götz, glaube ich, heute noch ein bisschen weh, dass er damals nur einer von vielen war. Aber das hat sich geändert. Schon mit seiner Charme-Offensive beim ersten Kennenlernen. Ich erinnere mich, dass er zu unserem ersten "Zimmer frei!"-Treffen zu spät kam. Nicht 20 Minuten, sondern gleich zwei Stunden. Aber er hatte diese ungemein liebenswürdige und auch nicht zu toppende Ausrede parat: "Ich musste für meinen Sohn noch aus Klopapierrollen ein Motorrad basteln."

Wann ist der Funke übergesprungen?

Alsmann Christine rief mich aus San Francisco an, wo sie damals lebte, um herauszufinden, was das für ein Heini war, mit dem sie diese Sendung machen sollte. Wir haben uns zunächst gesiezt - es war sehr steif am Anfang. Wie ich später erfuhr, hatten ihr Kollegen abgeraten, die Sendung zu machen. Wie viele Journalisten hatte sie einen Dünkel vor der Unterhaltung und einem Unterhaltungsmonster wie mir (lacht). Als wir uns dann persönlich beim Trailerdreh kennenlernten, waren wir aber schnell vertraut miteinander.

Westermann Wir waren uns von Anfang an sympathisch. Aber Harmonie kann es zwischen zwei so unterschiedlichen Menschen wie uns nicht geben. Wir haben versucht, jeden so sein zu lassen, wie er ist. Ich habe nicht versucht, mit ihm vierhändig Klavier zu spielen, und er nicht, mich zu interviewen.

War denn von vornherein klar, wer welche Rolle übernehmen würde?

Alsmann Uns war das klar, aber nicht denen, die die Sendung gemacht haben. Die Redakteure hatten die tolle Idee, uns abwechselnd aufs Zimmer zu schicken. Aber ich hatte null journalistisches Interesse und wollte lieber mit den Gästen Sackhüpfen. Deshalb waren das nicht immer gute Gespräche. Sondern meistens sehr schlechte.

Westermann Götz' Rolle war klar: die Rampensau, der brillante Entertainer, der geniale Musiker. In meine Rolle musste ich erst reinfinden. Götz ist wie ein eleganter Galopper, der tänzelnd ins Studio kommt, wenn die Titelmusik von "Zimmer frei!" ertönt. Ich dagegen? Über mich hat jemand gesagt, ich sei wie ein Roboter, bei dem man ein paar Teile vergessen hat.

Haben Sie ein gemeinsames Ritual?

Westermann Wir stoßen hinter der Deko mit einem hochgezapften Glas Kölsch an. Alsmann Ich interessiere mich mehr für Bier als für Kölsch. Deshalb trinke ich Pils - aber aus einem Kölschglas, damit nicht alle so schockiert sind.

Machen Sie auch privat etwas zusammen?

Alsmann Wir haben es geschafft, uns in den 20 Jahren allerbestens anzufreunden, aber praktisch keine private Zeit miteinander zu verbringen. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum wir so gut miteinander harmonieren.

Westermann Nein, wir haben uns noch nie privat getroffen. Aber wir gratulieren uns zum Geburtstag.

Wäre der jeweils andere ein guter Mitbewohner für Sie?

Alsmann Ich glaube nicht, dass es einen guten Mitbewohner für mich gibt. Ich bin und war kein WG-Typ. Zu keiner Zeit meines Lebens.

Westermann Ich habe in den 70ern in einer WG gelebt, als ich Volontärin beim ZDF war. Es war keine Studenten-WG, wir haben alle schon gearbeitet. In meiner Erinnerung war alles ziemlich entspannt und fröhlich. Ich habe das Doppelkopfspielen gelernt, jeden Abend hat ein anderer mindestens drei Gänge gekocht. Wenn es Ärger gab, dann war Mitbewohner Heinz, Psychotherapeut, zur Stelle. WG heute? Nein.

Wie moderiert man eine Live-Sendung, wenn man nicht gut drauf ist oder vorher einen Krach hatte?

Alsmann An einen richtig schlechten Tag kann ich mich nicht erinnern. Es gab ab und an ein paar Differenzen zwischen Christine und mir, aber das haben wir immer sehr schnell bereinigt. Oft noch am selben Tag, spätestens am nächsten. Wir haben das nicht mit uns rumgeschleppt. Wir sind mehr als nur Arbeitskollegen und deshalb wollten wir auch mehr als eine Arbeitsatmosphäre, die einigermaßen okay ist. Wir wollten es schöner haben, und das ist uns auch gelungen. Wir haben schnell begriffen, dass wir die Dinge sehr unterschiedlich sehen, und dann sollte man mit den Missionierungsgedanken Schluss machen.

Westermann Aus schlechter Stimmung wird keine gute Unterhaltung - man kann nur versuchen, professionell damit umzugehen.

Wer hat welche Marotten?

Alsmann Die Frage des Kostüms betrachten wir sehr unterschiedlich. Für Christine ist es sehr wichtig, dass sie ihr persönliches Sichwohlfühlen widerspiegeln kann. Und ich bin ein sehr großer Freund von formeller Garderobe. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich die Sendung 20 Jahre lang im Smoking moderiert.

Westermann In der Abschiedszeit ist alles in goldenes Licht getaucht, da fällt mir gar nichts ein.

Womit bringt man Sie zum Lachen, und womit treibt man Sie in den Wahnsinn?

Alsmann Die wirklich witzigen Situationen in der Geschichte von "Zimmer frei!" haben wir ähnlich empfunden. Ich habe es gehasst, wenn wir Spiele spielten, die nicht zu Ende gedacht waren, nicht mal im Chaos endeten, nur verpufften.

Westermann Götz kann mich jederzeit zum Lachen bringen und treibt mich mit seiner "rhetorischen Blutgrätsche", wie er das nennt, wenn er Gespräche abrupt unterbricht, in den fröhlichen Wahnsinn.

Was schätzen Sie aneinander?

Alsmann Christine ist einer der wenigen Menschen, der zu 100 Prozent in sich ruht. Ein Mensch, der sich genug ist, sich in der Mitte einer Welt befindet und nicht versucht, die Welt nach seinem Bild zu formen.

Westermann Seine Fähigkeit, zwischen Menschen zu vermitteln, beide Seiten zu hören. Wogen zu glätten. Und ich liebe das ganz private Wunschkonzert. Wenn Götz sich in den technischen Proben ans Klavier setzt und nur für mich spielt. Genau wissend, was ich hören möchte.

Werden Sie privat Kontakt halten?

Alsmann Wenn wir eine Sendung machen, sollte das kein Problem sein (lacht)! Ansonsten sind unsere Lebensmittelpunkte sehr unterschiedlich. Es ist nicht so, dass Fernsehleute immer zusammen in die Kneipe gehen. Vielleicht waren wir auch instinktiv schlau, uns da eine Grenze zu setzen.

Westermann Ich würde mir wünschen, dass es so bleibt, wie es ist, und dass sich das Bemühen, Kontakt zu halten, verstärkt, weil man sich nicht mehr automatisch sieht. Dass man Sehnsucht nacheinander hat und sich auch mal privat trifft.

Und werden Sie mal wieder zusammen ein Fernsehprojekt machen?

Alsmann Auf keinen Fall! Würden wir das machen, wäre es sofort "Zimmer frei 2" - selbst wenn wir durchs Sauerland wandern würden.

Westermann Ausgeschlossen. Stattdessen sitze ich lieber mit Götz in den anderen Talkshows der Republik, und wir erzählen von vergangenen Zeiten.

Haben Sie denn für den anderen immer ein Zimmer frei?

Alsmann Ja, klar! Und ich denke, dass ich auch bei ihr meinen Schlafsack ausrollen dürfte. Westermann Natürlich.

Käme es infrage, eine Pension für die gestrandeten "Zimmer frei!"-Gäste aufzumachen?

Alsmann Jederzeit - ich würde mich dann um die Hotelbar kümmern.

Westermann Und ich setze mich ans Klavier und singe .

LESLIE BROOK FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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