Paris Emails von Andreas Lubitz in Frankreich veröffentlicht

Paris · "Die letzten Geheimnisse des Piloten", titelte die französische Zeitung "Le Parisien" . Zu sehen ist ein sportlicher junger Mann mit Smartphone in der Hand: Andreas Lubitz. Was im Kopf des 27-Jährigen vor sich ging, der am 24. März 2015 ein Flugzeug mit 149 Menschen an Bord in den französischen Alpen in den Tod steuerte, sollen Mails und Arzt-Protokolle zeigen, die das Blatt veröffentlichte. Psychische Störungen des Copiloten waren bereits kurz nach dem Absturz bekannt geworden.

Die Psychose des Flugbegeisterten begann den Dokumenten zufolge um die Jahreswende 2009. Damals fiel ihm die Trennung von Eltern und Freundin in Montabaur schwer, die er für seine Pilotenausbildung in Bremen verlassen musste. "Die Wohnung ist nett und ordentlich. Aber sie ist leer, und ich bin einsam", zitiert "Le Parisien". Schon damals begannen die Obsessionen, die Lubitz nicht mehr loswerden sollte. "Konzentration auf den Lärm der Straße = Schlaflosigkeit", notierte er dem Blatt zufolge. "Die Erinnerung an die vergangene Zeit bringt mich zum Weinen." Die einzige Lösung, die ihn glücklich mache: "Von einer Klippe zu springen." Seine Depressionen wurden behandelt, er galt als geheilt. Seine Familie, vor allem seine Mutter, hätten ihm "vor dem Schlimmsten bewahrt", zitiert die Zeitung eine Nottiz vom 17. Juli 2009.

In den Dokumenten ist auch die Rede von Lubitz' Sorgen um eine vermeintliche Sehschwäche. "Ich habe solche Angst, blind zu werden und bin weiter auf meine Augen fixiert", zitierte "Le Parisien" aus einer Mail an seinen Psychiater zwei Wochen vor der Tat. "Ich habe Nächte, in denen ich überhaupt nicht schlafe", gestand der junge Mann demnach. Rund 30 Arztbesuche absolvierte Lubitz zwischen Januar und März 2015.

Staatsanwalt Christoph Kumpa, der die Ermittlungen in Deutschland leitet, erklärte gestern in Düsseldorf, er kenne die zitierten Dokumente nicht, könne daher zu ihrer Authentizität nichts sagen. Es sei aber bereits bekannt, dass Lubitz um 2009 an einer Depression litt und Suizidgedanken hatte. "Danach gab es keine entsprechenden Äußeren mehr von ihm", so Kumpa. Die komplette Ermittlungsakte aus Frankreich ist kürzlich in Düsseldorf eingegangen und wird derzeit übersetzt.

(lon/sg)
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