Zum dreijährigen Bestehen Pegida kämpft in Dresden mit Wetter und Technik

Dresden · Wetter und Technik haben dem islam- und fremdenfeindlichen Pegida-Bündnis den dritten Jahrestag seiner Gründung vermasselt. Erst mit über einstündiger Verspätung begann am Samstagnachmittag auf dem Theaterplatz vor der Semperoper in Dresden die Kundgebung.

 Anhänger der Pegida-Bewegung stehen während der Kundgebung auf dem Theaterplatz in Dresden.

Anhänger der Pegida-Bewegung stehen während der Kundgebung auf dem Theaterplatz in Dresden.

Foto: dpa, skm soe

Als es Gründer Lutz Bachmann schließlich, mit Strom versorgt, über Lautsprecher zu seinen Anhängern sprach, hatten viele bereits vor dem kalten und stürmischen Wetter kapituliert und den Platz verlassen. Am Ende waren es nach Schätzungen von Beobachtern noch rund 3000 Menschen - in etwa so viele, wie sich zeitgleich wenige hundert Meter entfernt vor der Frauenkirche zu einer Demonstration gegen Hass und Hetze versammelt hatten.

In seiner Stadt solle Rassismus kein Thema sein, sagte dort Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). "Es ist wichtig aufzuzeigen, wo sind die roten Linien, wo ist Enthemmung nicht mehr duldbar." Deshalb gehe er gegen Pegida auf die Straße. Unter den Kundgebungsteilnehmern war auch Sachsens Vize-Ministerpräsident Martin Dulig (SPD). Er hoffe, dass auch der Rest der Dresdner aufwache, "und der Stadt ihr Lächeln zurückgibt". Dresden sei aber nur ein Synonym für ein größeres Problem. "Deshalb kämpfe ich für ein anständiges Sachsen."

Breiter Protest gegen Pegida

Akteure aus Politik, Kultur und Stadtgesellschaft hatten zu einem halben Dutzend Demonstrationen und Kundgebungen gegen Pegida aufgerufen. Zu den Anmeldern gehörten unter anderem der Studentenrat der TU Dresden, Anti-Rassismusgruppen, Künstler, die Initiative "Herz statt Hetze" und die Linkspartei.

Um den anfänglichen "Black out" bei Pegida zu überbrücken, sprach der rechte Verleger Götz Kubitschek zunächst ohne Verstärker vom Sockel eines Reiterdenkmals zu den Demonstranten. Er versteigerte Pflastersteine, die angeblich bei einem Angriff von Linken auf ein rechtsnationales Hausprojekt in Halle an der Saale geworfen worden waren.

Später übten neu gewählte Bundestagsabgeordnete der AfD den Schulterschluss mit Pegida. Der umstrittene Dresdner Richter Jens Maier berichtete von seinen Erfahrungen in Berlin und davon, "Frau Merkel mal aus der Nähe zu sehen". Er sagte: "Das ist keine Elite, das ist eine Funktionselite, und wir werden diese Leute aus dem Feld schlagen." Heiko Hessenkemper aus Mittelsachsen kündigte an, dass die AfD für "das Ende der Ausplünderung und der Auslöschung Deutschlands kämpfen" werde.

Bachmann, der lange von der AfD-Führung gemieden worden war, freute sich über das Erscheinen der Abgeordneten. "Schön, dass ihr da seid, dass der Knoten geplatzt ist", sagte er und äußerte die Hoffnung, dass Sachsen nach der Landtagswahl 2019 das erste Bundesland "mit einem blauen Ministerpräsident" werden wird.

Zum dritten Jahrestag kamen aber deutlich weniger Pegida-Anhänger als zum zweiten. 2016 waren 8000 Menschen gezählt worden. In diesem Jahr hatte das Bündnis 5000 Teilnehmer angemeldet. Anfänglich dürfte die Zahl auch erreicht worden sein, schätzten Beobachter.

Die selbst ernannten "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) waren am 20. September 2014 erstmals in Dresden auf die Straße gegangen. Zu Hochzeiten mobilisierten sie bei Kundgebungen mehr als 20.000 Menschen. Zuletzt beteiligten sich an den montäglichen Demonstrationen nur noch jeweils zwischen 1500 und 2000 Menschen.

(felt)
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