Ermittlungsverfahren eingeleitet Fahrdienstleiter verschuldete Zugunglück von Bad Aibling

Bad Aibling · Das Zugunglück von Bad Aibling mit elf Toten und mehr als 80 Verletzten geht nach Angaben der Ermittler auf menschliches Versagen zurück. Gegen den Fahrdienstleiter wird ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet.

Dies sagte am Dienstag der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese bei einer Pressekonferenz. "Hätte er sich regelgemäß, also pflichtgerecht, verhalten, wäre es nicht zum Zusammenstoß gekommen." Nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen wurde ein Sondersignal gegeben, das nicht hätte gegeben werden dürfen.

"Wir sind bis heute dabei, ein riesiges Puzzle zusammenzusetzen. Dann klären wir: Wo stehen wir, wo steht der Beschuldigte", sagte Giese weiter. Es muss nach Angaben der Ermittler noch geklärt werden, wer wann noch die Möglichkeit hatte, das Unglück zu verhindern.

Der Fahrdienstleiter habe, als er seinen Fehler bemerkt habe, noch einen Notruf abgesetzt, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Branz. "Aber der ging ins Leere." "Was wir momentan haben, ist ein furchtbares Einzelversagen", sagte Branz weiter.

Der zuständige Fahrdienstleiter habe sich nach anfänglicher Aussageverweigerung inzwischen ausführlich geäußert, sagte Giese weiter. Die Erläuterungen des Beschuldigten war nach Angaben der Ermittler "in sich plausibel".

Zum Inhalt wollten sie sich zunächst nicht äußern. "Ich kann Ihnen den Stand der Vernehmungen jetzt nicht wiedergeben", sagte Branz. Das müsse alles erst mit den sichergestellten Daten und Unterlagen abgeglichen werden.

Der Fahrdienstleiter hatte seinen Dienst am Unglückstag um 5 Uhr morgens begonnen. Alkohol war nach den Angaben der Ermittler nicht im Spiel. Der Mann ist nach Angaben der Ermittler 39 Jahre alt und hat mehrjährige Berufserfahrung. In Untersuchungshaft ist er derzeit nicht.

"Man muss nicht davon ausgehen, dass hier ein Haftgrund vorliegt", sagte Giese. Es gehe um eine fahrlässige Tat, nicht um eine vorsätzliche und um einen Strafrahmen von bis zu fünf Jahren. In Absprache mit seinen Verteidigern sei er an einen sicheren Ort gebracht worden, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Branz: "Ihm geht's nicht gut." Die Staatsanwaltschaft kennt aber den Aufenthaltsort des Fahrdienstleiters, wie die Ermittler weiter mitteilten.

71 Fahrgäste wurden von den Ermittlern als Zeugen vernommen, darunter auch 19 Schwerverletzte. "Es war Dienst wirklich am Limit", sagte Polizeipräsident Robert Kopp über die Bergungsarbeiten in Bad Aibling. "Die Bilder in den Köpfen meiner Kolleginnen und Kollegen sind nur schwer zu verkraften." Die Kriminalpolizei habe zu dem Unglück mit 17 Mitarbeitern rund 1200 Anrufe entgegengenommen.

Die beiden Nahverkehrszüge des zwischen Holzkirchen und Rosenheim verkehrenden privat betriebenen Meridians waren am Dienstag vergangener Woche bei Bad Aibling frontal zusammengestoßen. Elf Menschen kamen ums Leben, mehr als 80 Insassen wurden teils schwer verletzt.

Der Fahrdienstleiter der Deutschen Bahn hatte beide Züge auf der eingleisigen Strecke passieren lassen. Er habe sich nach anfänglicher Aussageverweigerung inzwischen ausführlich geäußert, sagte Giese.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort