Berichterstattung über Flüchtlinge WDR-Journalistin redet sich live um Kopf und Kragen

Düsseldorf · Eine Journalistin und freie Autorin des WDR hat am Sonntag in der Sendung "De Stemming" des niederländischen Senders L1 behauptet, es gebe eine Anweisung an die Journalisten, sich bei der Berichterstattung an der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung zu orientieren.

 Im Zusammenhang mit "Pegida" und der Flüchtlingskrise ist das Misstrauen an der Berichterstattung der Medien gewachsen.

Im Zusammenhang mit "Pegida" und der Flüchtlingskrise ist das Misstrauen an der Berichterstattung der Medien gewachsen.

Foto: dpa, ppl jhe ent

Als öffentlich-rechtlicher Sender müsse der WDR eher eine "Regierungsstimme" als eine "Oppositionsstimme" haben.

Diese Aussagen zog sie nun zurück, auch der WDR distanzierte sich davon ausdrücklich in einer Stellungnahme: "Das entspricht in keinster Weise der Haltung des Unternehmens", so die stellvertretende Unternehmenssprecherin Ingrid Schmitz. Der WDR sei entsetzt über dieses Gerücht.

"Tatsache ist: Die Berichterstattung des WDR und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgt nach höchsten journalistischen Standards — ausgewogen und unabhängig. Das gilt für die gesamte Berichterstattung, auch für die über Flüchtlinge."

Nun erklärte die Mitarbeiterin, sie sei niemals bei ihrer Tätigkeit als freie Journalistin aufgefordert worden, tendenziös zu berichten oder einen Bericht in eine bestimmte Richtung zuzuspitzen.

Sie habe in der Sendung "Unsinn" geredet. "Unter dem Druck der Live-Situation in der Talkrunde habe ich totalen Quatsch verzapft - mir ist das ungeheuer peinlich", sagte sie der Stellungnahme des Senders zufolge.

In der Diskussionsrunde beim niederländischen Radiosender L1 war die Journalistin gefragt worden, ob sie als WDR-Journalistin angewiesen worden sei, auf besondere Art über die Flüchtlingskrise zu berichten.

Darauf antwortete sie, man versuche beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk "in jedem Fall, das Problem auf eine positive Art und Weise anzugehen". So habe man etwa die "Willkommenskultur" im vergangenen Jahr positiv dargestellt.

Auf die Nachfrage, ob man solche Weisungen "schwarz auf weiß" bekomme, hatte die Journalistin entgegnet: "Im Prinzip nicht, aber wir sind öffentlich-rechtlich, das bedeutet, da sind verschiedene Kommissionen, die festlegen, wie das Programm aussieht. Und da sind wir schon angewiesen, Pro-Regierung zu berichten." Weil der WDR von der Öffentlichkeit bezahlt werde, sei "klar, dass wir eher eine Regierungsstimme sind als eine der Opposition".

Eine Aufzeichnung der Sendung liegt unserer Redaktion vor.

(rls; mso)
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