Gestrandet auf Wangerooge Zu wenig Nahrung könnte Ursache für tote Wale sein

Wilhelmshaven · Die Zerlegung der an der Nordseeküste angeschwemmten toten Pottwale soll am Dienstag abgeschlossen werden. Der Mageninhalt eines der Tiere, die auf Wangerooge gefunden wurden, lässt nach Ansicht eines Experten auf Probleme bei der Nahrungssuche schließen.

Wangerooge: Zwei tote Pottwale angespült
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Tote Pottwale auf Wangerooge angespült

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Foto: dpa, gfh

Die Entsorgung der zwei auf Wangerooge gestrandeten Pottwale kommt zügig voran. Die Zerlegung der zwölf und 13 Meter langen Tiere könnte am Dienstag abgeschlossen werden, teilte das niedersächsische Umweltministerium am Montag mit. Das Skelett des größeren Wales nehme der niederländische Walpräparator Aart Walen mit nach Holland, sagte Wangerooges Bürgermeister Dirk Lindner. "Wir hoffen, dass das präparierte Skelett im Frühjahr 2017 fertig ist."

Walen hat am Wochenende im JadeWeserPort in Wilhelmshaven mit einer Gruppe von Helfern die Kadaver der zwei Pottwale zerlegt. Der kleinere der beiden Jungbullen war am Sonntagabend fertig skelettiert. Zunächst habe man die Haut in Streifen geschnitten und dann mithilfe eines Baggers vom Körper abgezogen. Zusammen mit der Haut löste sich auch die etwa 12 Zentimeter dicke Fettschicht, der sogenannte Blubber. Danach wurden die Muskeln und Sehnen abgelöst. Auch die Eingeweide entnahmen die Helfer - dabei schauten sie sich den Mageninhalt an.

Ausreichend Nahrung haben die Tiere in der Nordsee wohl nicht gefunden. Im Magen des einen Pottwals habe man nur einen einzigen Tintenfischschnabel entdeckt, sagte Walen. Normalerweise enthalte der Magen eines Pottwals etwa 20 bis 100 dieser schwer verdaulichen Beißwerkzeuge der Kalmare. "Die Pottwale haben möglicherweise gehungert und schon von ihrem eigenen Fett gelebt", sagt Walen. Für diese These spreche auch das vergleichsweise geringe Körpergewicht der beiden Jungbullen.

Von dem zweiten auf Wangerooge gestrandeten Tier wurden bereits der Schädel und die Wirbelsäule freigelegt. Auch der Magen des zweiten Pottwals soll untersucht werden, was weitere Erkenntnisse über den Ernährungszustand ergeben könnte.

Zeitgleich zu den Arbeiten in Wilhelmshaven skelettierten Experten in Nordstrand in Schleswig-Holstein einen nahe Büsum entdeckten Jungbullen. Der Wal habe keine äußeren Auffälligkeiten gehabt, sagte am Samstag ein Sprecher des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz. Jedoch: "Er hatte im Magen Reste eines mehrere Quadratmeter großen Fischernetzes, aber das war nicht die Todesursache." Diese müsse in den kommenden Wochen geklärt werden. Das Skelett des Wals werde künftig im Meeresmuseum in Stralsund ausgestellt, die übrigen Körperteile sollten in eine Tierkörperverwertungsanstalt gebracht werden.

Fünf an der niederländischen Küste verendete Pottwale wurden am Samstag mit Lastwagen zum Hafen der Wattenmeer-Insel Texel transportiert. Sie sollen später in einem Entsorgungsbetrieb auf dem Festland verbrannt werden, teilten die Behörden mit.

Insgesamt verendeten in der Nordsee binnen einer Woche mindestens zwölf Pottwale vor den Küsten Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und der Niederlande. Zwei vor Helgoland gefundene Walkadaver waren schon am Freitag auf Nordstrand zerlegt und in Containern verstaut worden.

(dpa)
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