H5N8-Epidemie Mindestens zwei Seeadler an Vogelgrippe gestorben

Kiel · Das Virus H5N8 ist deutschlandweit bei inzwischen etwa 450 verendeten Wildvögeln nachgewiesen worden – jetzt starben auch zwei Seeadler in Schleswig-Holstein. Bei einem dritten Kadaver besteht ebenfalls der Verdacht auf Vogelgrippe.

 Zwei Seeadler in Schleswig-Holstein erlagen der Geflügelpest.

Zwei Seeadler in Schleswig-Holstein erlagen der Geflügelpest.

Foto: dpa, chc fgj

Das Virus H5N8 ist deutschlandweit bei inzwischen etwa 450 verendeten Wildvögeln nachgewiesen worden — jetzt starben auch zwei Seeadler in Schleswig-Holstein. Bei einem dritten Kadaver besteht ebenfalls der Verdacht auf Vogelgrippe.

Das sagte Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Donnerstag in Kiel. Zurzeit werde noch untersucht, ob auch dieser Seeadler wie die beiden anderen an dem unter Wildvögeln grassierenden Geflügelpestvirus H5N8 gestorben sind. Der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Thomas Mettenleiter, sagte, bundesweit sei inzwischen bei etwa 450 verendeten Wildvögeln das Virus H5N8 nachgewiesen worden - in 13 der 16 Bundesländer außer Thüringen, Saarland und Rheinland-Pfalz.

Die Zahlen änderten sich aber fast stündlich. Bundesweit seien bisher 16 Geflügelbetriebe vom H5N8-Virus betroffen gewesen: Vier Zoos, zwei große Geflügelhaltungen in Grumby (Schleswig-Holstein) und Cloppenburg (Niedersachsen) sowie und zehn kleinere. Positiv sei, dass bisher lediglich zwei große Haltungen betroffen seien

"Im Moment deutet nichts darauf hin, dass sich die Epidemie derzeit abschwächt", sagte Mettenleiter. In den vergangenen drei Wochen sei die Zahl der toten Vögel pro Woche in etwa gleich hoch geblieben. "Eine Prognose, wie es weitergeht, wäre Kaffeesatzleserei. Daran möchte ich mich nicht beteiligen. Ich fürchte aber, wir müssen uns darauf einstellen, dass das nicht so schnell vorbeigeht."

International breitet sich die Vogelgrippe mit dem hochpathogenen Erreger H5N8 weiter aus. Am Mittwoch hätten die Ukraine und Ägypten erste Fälle gemeldet, sagte Mettenleiter. Zuvor hatten unter anderem Indien, Iran und Israel Fälle registriert. "Das passt übrigens alles auch sehr gut zum Eintrag durch Wildvögel, das sind genau die Wildvogelzugrouten, die wir jetzt sehen und anhand derer sich das Virus ausbreitet", sagte der Experte.

In Europa habe sich das Virus über Kroatien, Ungarn, Polen, Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgebreitet und sei inzwischen auch in den Niederlanden und Frankreich nachgewiesen worden. "Darin spiegelt sich die Dynamik auch der internationalen Verbreitung."

Mettenleiter erinnerte an die Verläufe früherer Epidemien. 2006 sei Vogelgrippe mit dem Erreger H5N1 mitten im Winter aufgetaucht und erst im folgenden Herbst verschwunden, um im Jahr darauf wieder aufzutreten. "Dann hat sich die Epidemie zumindest im Wildvogelbereich bis ins Jahr 2009 hingezogen." 2014 und 2015 sei in Deutschland zum ersten Mal Vogelgrippe H5N8 aufgetreten, das Virus sei dem jetzigen sehr ähnlich gewesen, aber nicht identisch.

Damals seien die ersten Fälle wie jetzt auch im November zu verzeichnen gewesen und die Epidemie habe bis ins Frühjahr 2015 angehalten. "Jetzt gleicht der Beginn dem, was wir 2014 gesehen haben, aber ob das Ende dem auch gleichen wird, das kann ich nicht sagen", erklärte Mettenleiter.

Auf die Frage, ob das Virus H5N8 sich ändern und für Menschen gefährlich werden könnte, antwortete er: "Wissenschaftler schließen nie etwas zu 100 Prozent aus, das kann man seriöserweise nicht machen." Der vor zehn Jahren in Asien aufgetretene Erreger H5N1 könne auf Menschen übergehen. Es gebe inzwischen 400 Todesfälle bei 100.000 Infektionen.

"Bei H5N8 hat es noch keine einzige Infektion gegeben." Alle Influenzaviren veränderten sich, das sei eine der Überlebens- und Anpassungsstrategien dieser Viren. "Kann sich H5N8 so verändern, dass es für Säugetiere oder den Menschen pathogen werden könnte? ... Influenzaviren können sehr viel, aber wir haben momentan keinerlei Anhaltspunkte dafür", sagte Mettenleiter.

(isw/dpa)
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