Vogelgrippe in Europa Erster deutscher Geflügelbestand wegen H5N8-Infektion getötet

Kiel · Die sich ausbreitende Geflügelpest lässt immer mehr Länder und Regionen in Deutschland und Europa in den Krisenmodus schalten: In Schleswig-Holstein, wo die aggressiven Vogelgrippeerreger des Typs H5N8 zuerst aufgetreten waren, töteten die Behörden alle Tiere einer Geflügelhaltung.

 Ein Schild warnt an der Einfahrt eines Bauernhofs in Schleswig-Holstein.

Ein Schild warnt an der Einfahrt eines Bauernhofs in Schleswig-Holstein.

Foto: dpa, mks

Auch Brandenburg und Bremen sowie bayerische Landkreise ordneten am Freitag vorsorglich Stallpflichten für Haus- und Nutzgeflügel an, ebenso weitere Landkreise in Niedersachsen.

Experten des für Tiergesundheit zuständigen bundeseigenen Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) hatten nach Angaben des Kieler Umweltministeriums vom Freitag zuvor bestätigt, dass der Bestand des kleinen Hobbytierhaltungsbetriebs bei Lübeck-Travemünde von H5N8 infiziert wurde. 18 Puten waren verendet. Es ist der bislang erste Fall, in dem das unter Wild-Wasservögeln grassierende Virus in Deutschland auf Hausgeflügel übersprang.

Im Nachbarland Österreich bestätigte sich nach Angaben der Nachrichtenagentur APA vom Freitag der Verdacht eines H5N8-Ausbruchs in einem Geflügelbetrieb in Vorarlberg am Ufer des Bodensees, dessen gesamter Bestand sollte gekeult werden. Außerdem gab es laut APA in der Regionen einen weiteren Verdachtsfall in einem zweiten Geflügelbestand.

Auf der deutschen Seite des Bodensee breitete sich der gefährliche Erreger unterdessen nach Bayern aus. Das bayrische Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bestätigte am Abend den Befall mit Geflügelpest bei zwei Reiherenten, die im Landkreis Lindau tot aufgefunden worden waren.

Zudem wurden demnach mehrere Verdachtsfälle an Wildvögeln im Landkreis Starnberg untersucht. Hier standen zunächst noch genauere Untersuchungen durch Experten des FLI aus. In Lindau wurde eine Aufstallungspflicht bereits angeordnet. Auch in Starnberg waren entsprechende Anordnungen geplant.

Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) forderte am Freitag eine bundesweite Stallpflicht für alle Bestände. Die deutschen Halter seien "in hohem Maße alarmiert" und würden alles tun, ihre Bestände zu schützen, erklärte Geschäftsführer Thomas Janning in Berlin. Die Branche sei aber zuversichtlich, die Seuche zu stoppen.

Vogelgrippe wird von verschiedenen Subtypen des Influenza-A-Virus ausgelöst. Experten sprechen nur bei gefährlichen Varianten wie H5N8 von Geflügelpest. Diese können in Geflügelbetrieben verheerend wüten. H5N8 befiel bereits 2014 viele Betriebe in Europa.

Bestimmte Vogelgrippestämme können auch bei Menschen zu schweren Erkrankungen führen - vor allem der gefürchtete Subtyp H5N1, dem schon mehr als 400 Menschen erlagen, aber auch der Typ H7N9. H5N8 gehört nach dem bisherigen Kenntnisstand allerdings nicht dazu.

Am baden-württembergischen Teil des Bodensees war der H5N8-Virus bereits am Mittwoch nachgewiesen worden, nachdem er zuvor in Wasservögeln von Seen in Schleswig-Holstein entdeckt worden war. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wurden die Erreger in toten Enten schon gefunden. Laut Kieler Umweltministerium und FLI meldeten außer Deutschland und Österreich auch Dänemark, die Schweiz, Ungarn und Polen H5N8 in toten Wildvögeln.

Dem Kieler Ministerium zufolge verhängten inzwischen auch Dänemark und die Niederlande Stallpflicht, um Wild- und Nutzvögeln zu trennen. In Deutschland hatten zuvor bereits Schleswig-Holstein, Hamburg, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern dies getan. Hamburg begann nach Angaben des zuständigen Bezirksamts vom Freitag früher als geplant, die bekannten Alsterschwäne einzufangen und ins Winterquartier zu bringen.

(isw/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort