OP-Skandal Verdacht auf Organhandel im Klinikum Essen

Essen/Düsseldorf (RPO). Der Skandal am Uni-Klinikum Essen nimmt immer größere Dimensionen an. Gegen den Chefarzt der dortigen Chirurgie, Christoph Broelsch, ermittelt die Staatsanwaltschaft inzwischen nicht nur wegen des Verdachts der Vorteilsnahme, der Nötigung und Erpressung, sondern auch wegen des Verdachts auf Organhandel.

 Christoph Broelsch wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Christoph Broelsch wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Foto: ddp

Dabei geht es um einen Fall aus dem Jahr 2006. Damals sollen Verwandte einer krebskranken Griechin von Broelsch und einem seiner Oberärzte zur Zahlung einer fünfstelligen Spende aufgefordert worden sein, um eine schnellere Lebertransplantation zu erreichen.

Zehn bis 15 Betroffene melden sich täglich laut Staatsanwaltschaft, die vom Spenden-Skandal am Klinikum Essen betroffen sein wollen. Dabei soll Broelsch die Behandlung von Patienten davon abhängig gemacht haben, ob sie bereit waren, Spenden in Höhe von 5000 bis 10000 Euro auf ein Klinikkonto zu überweisen. Zehn bis zwölf Fälle gelten laut Staatsanwaltschaft bereits als gesichert.

Der Dienstherr des in die Kritik geratenen Chefarztes, Universitätsrektor Lothar Zechlin, leitete gestern nach zweistündigem Gespräch mit dem Arzt auf dessen Wunsch ein Disziplinarverfahren gegen ihn ein. Es wurde vorläufig ausgesetzt. Dies sei üblich, wenn die Staatsanwaltschaft ermittele.

Auf eine sofortige Dienstenthebung Broelschs verzichtet Zechlin: Zum einen habe dieser erklärt und die Anweisung, die Spenden-Praxis sofort einzustellen, zum anderen würde eine Dienstenthebung den Betrieb der chirurgischen Klinik wesentlich beeinträchtigen.

Wissenschaftsminister Pinkwart kritisierte diesen "Kompromiss". Angesichts der Tragweite der Beschuldigungen erwarte er eine Suspendierung des Professors. Direkte Zugriffsmöglichkeiten hat der Minister nicht, weil der Rektor der Uni als oberster Vorgesetzter allein für disziplinarische Schritte zuständig ist.

Christoph Broelsch selbst nahm gestern erstmals in einer zwei DIN-A-4-Seiten langen Erklärung Stellung und wies die "unerhörten Vorwürfe" weitgehend zurück.

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