Ermittlungen in Berlin Polizei führt Islamisten-Razzia durch
Berlin · Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft ermittelt mit Hochdruck gegen vier junge Männer, die zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gehören sollen. Bei einer Razzia wurden am Donnerstag in Berlin und Sachsen-Anhalt insbesondere Datenträger als Beweismaterial beschlagnahmt.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte in Potsdam, bei den Ermittlungen der Berliner Generalstaatsanwaltschaft gehe es um eine weitere Bekanntschaft im Umfeld des Attentäters Anis Amri. Der Islamist war am 19. Dezember 2016 mit einem gestohlenen Laster in den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gerast. Bei dem bislang schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland starben zwölf Menschen, nahezu 100 wurden verletzt. Amri wurde wenige Tage später auf der Flucht von italienischen Polizisten erschossen.
Es gehe nicht um eine aktuelle Gefahr, sagte de Maizière. Deutschlandweit sei von etwa 720 bis 740 islamistischen Gefährdern auszugehen. Die Gefährdungslage sei anhaltend hoch. "Deshalb arbeiten die Sicherheitsbehörden daran, dass es in Deutschland möglichst nicht zu einem Anschlag kommt."
Offenbar Kontakte zu Amri
Nach Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND/Freitag) hatte mindestens einer der jetzt in den Fokus gerückten Islamisten am Tag des Anschlags Kontakt zu Amri. Das gehe aus Ermittlungsakten der Bundesanwaltschaft und des Bundeskriminalamtes hervor. Der Verdächtige sei damals nur Stunden vor dem Attentat mit dem Tunesier im Stadtteil Wedding spazieren gegangen.
Danach hätten sie gemeinsam mit einem weiteren Tunesier eine Moschee und einen Imbiss aufgesucht. Schließlich sei das Trio noch für eine Viertelstunde zum Alexanderplatz gegangen. Anderthalb Stunden nach dem Anschlag sei dann der Amri-Begleiter auf dem Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche gesehen worden, schreibt das RND.
Gegen die vier Verdächtigen wird wegen Mitgliedschaft in der terroristischen Vereinigung Islamischer Staat (IS) beziehungsweise wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat ermittelt. Einem der Männer wird vorgeworfen, er habe sich im Bürgerkriegsgebiet beim IS an Waffen und Sprengstoff ausbilden lassen.
130 Polizisten im Einsatz
An der Razzia waren laut einem Sprecher der Ermittlungsbehörde rund 130 Polizisten beteiligt. Auch Spezialeinheiten des Landeskriminalamtes seien im Einsatz gewesen. Neun Durchsuchungsbeschlüsse wurden demnach vollstreckt.
Ende Mai waren in Berlin bei einem Großeinsatz gegen mutmaßliche Drogenhändler auch vier Verdächtige festgenommen worden, die die Ermittler dem gewaltbereiten islamistischen Spektrum zuordneten.