Studie "Wie wir Deutschen ticken" Typisch deutsch - diese Vorurteile stimmen

Berlin · Deutsche lieben Bratwurst, leiden unter "German Angst" und waschen wöchentlich ihr Auto. Stimmt das denn? Ein Forscher hat Lebensgewohnheiten und Einstellungen der Deutschen untersucht. Seine mitunter erstaunlichen Ergebnisse fasst jetzt eine Studie zusammen.

Vorurteile: So ticken die Deutschen wirklich
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So ticken die Deutschen wirklich

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Zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut "YouGov" hat der Mathematiker und Wissenschaftsjournalist Christoph Drösser in rund 80 repräsentativen Erhebungen erkundet, "wie wir Deutschen ticken". Unter diesem Titel erschien heute die Momentaufnahme in illustrierten Grafiken zu Familie, Glaube, Schlafgewohnheiten oder Schuhvorlieben.

Die Meinungsforscher wollen ein "Abbild der Bevölkerung im Kleinen" geben. Dafür haben sie in den vergangenen drei Jahren rund 1000 zufällig ausgewählte Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die "fast schon soziologische Annäherung an die Deutschen " ist alphabetisch gegliedert - von "Abend" bis "Zeit".

Angst ist ein großes Thema

Auch die "Angst" steht weit vorne. Die Deutschen bewegt jedoch weniger die oft spöttisch genannte "German Angst" vor Kriegen und Katastrophen, sondern vielmehr die Sorge vor Schicksalsschlägen. 72 Prozent fürchten etwa das Unglück eines Familienangehörigen, 65 Prozent haben Angst vor Krebs und 42 Prozent vor dem Tod.

Auch die Angst vor einem Unfall ist mit 60 Prozent hoch. Auf das Auto verzichten wollen die Befragten trotz Unfallsorgen jedoch nicht: 69 Prozent lieben ihr Gefährt, bei den Frauen sogar 74 Prozent. Etwa jeder Dritte fährt mehr als viermal im Jahr in die Waschanlage. Von ihren Fahrkünsten sind 89 Prozent überzeugt.

Die Ehe ist längst nicht mehr in Stein gemeißelt

Ebenfalls hoch im Kurs ist Hausmannskost: 70 Prozent essen vorzugsweise deutsche Küche - und das gerne zu Hause. 68 Prozent essen mit der Familie zu Abend. Insgesamt ist das Zuhause den Umfragen zufolge ein bedeutender Ort, und 86 Prozent halten auch Familie für wichtig. Bei den Themen "Partnerschaft" und "Fortpflanzung" vermischen sich traditionelle und liberale Ansichten: So leben mehr als zwei Drittel (69 Prozent) in einer festen Partnerschaft, und rund drei Viertel (77 Prozent) halten die Ehe weiter für zeitgemäß.

Andererseits finden 69 Prozent der Befragten Scheidungen völlig normal, und ein ähnlich großer Anteil (63 Prozent) ist der Ansicht, gleichgeschlechtliche Partnerschaften sollten der Ehe zwischen Mann und Frau gleichgestellt werden. Zudem sind 45 Prozent der Befragten dafür, Leihmutterschaft zu erlauben. Und für 63 Prozent gibt es Situationen, in denen eine Abtreibung gerechtfertigt sein kann.

Die Kirchenbindung der Deutschen ist wackelig: Die Hälfte der Befragten hat bereits mindestens einmal mit dem Gedanken gespielt, aus der Kirche auszutreten. Und 84 Prozent sind der Ansicht, die Religionen sollten sich stärker an Gegenwart anpassen. Ostern und Weihnachten bleiben jedoch wichtige Feste. Ein Viertel der Befragten sucht Ostereier, und mehr als die Hälfte backt Weihnachtsplätzchen, am liebsten zum Klang von "Stille Nacht, heilige Nacht" - dem Favoriten bei den Weihnachtsliedern.

(KNA)
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