Mord im Altenheim "Todesengel von Wachtberg" engagiert und hilfsbereit

Bonn (rpo). Michaela G. soll neun alte Menschen in einem Pflegeheim in Wachtberg-Berkum bei Bonn getötet haben. Vor dem Bonner Landgericht muss sich der "Todesengel von Wachtberg" nun verantworten. Zeugenaussagen zufolge war die 27-jährige Pflegeassistentin stets fleißig und hilfsbereit. Sie habe sich "für die älteren Menschen sehr eingesetzt", sagte eine Krankenschwester vor Gericht aus.

Die frühere Chefin der Angeklagten lobte Michaela G. als engagiert und zuverlässig. Die Anklage wirft der Pflegeassistentin vier Morde, vier Fälle von Totschlag und eine Tötung auf Verlangen vor.

Michaela G. habe die älteren Menschen oft ins Krankenhaus begleitet oder sie dort besucht, sagte die 47-jährige Zeugin am zweiten Prozesstag. Allerdings war sie es später gewesen, die die Chefin der Pflegeassistentin gedrängt hatte, die Polizei einzuschalten. Sie habe wegen der Häufung der Todesfälle Verdacht geschöpft, sagte sie zur Begründung.

Die frühere Chefin der Angeklagten sagte, Michaela G. sei teils auch in ihrer Freizeit in dem Heim gewesen. Sie habe aber feststellen müssen, dass die Pflegeassistentin "kein Unrechtsbewusstsein hat". Sie habe ihr Lügen über eine angebliche Tumor-Erkrankung sowie eine Vergewaltigung durch ihren Vater erzählt und diese sogar mit gefälschten Briefen belegt.

Geständnisse widerrufen

Die als "Todesengel von Wachtberg" bekannt gewordene Angeklagte hatte die ihr vorgeworfenen Taten im Ermittlungsverfahren gestanden, die Geständnisse aber später widerrufen. Auch zum Prozessauftakt hatte sie die Tötungen geleugnet und sich als chronische Lügnerin dargestellt.

Zwei als Zeugen geladene 35 und 42 Jahre alte Polizeibeamte erklärten am Dienstag jedoch, in ihren polizeilichen Vernehmungen habe Michaela G. ihre Geständnisse auch auf wiederholte Nachfragen hin immer wieder bekräftigt. Während der Zeugenaussagen der beiden Männer weinte die Pflegeassistentin.

Die Angeklagte soll nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zwischen dem 29. November 2003 und dem 24. April 2005 im Alten- und Pflegeheim Limbachstift neun Frauen im Alter zwischen 79 und 93 Jahren getötet haben. Acht ihrer Opfer habe sie mit Kissen, Handtüchern oder Waschlappen erstickt. Einer weiteren Frau habe die Angeklagte bei einem Erstickungsanfall die Hilfe verweigert.

In vier Fällen hatte sich die Pflegerin nach ihrem später widerrufenen Geständnis von den Patientinnen gestört und belästigt gefühlt. In vier weiteren Fällen habe sie nach eigener Aussage Mitleid veranlasst, die schwer kranken Heiminsassinnen zu "erlösen", was ihr eine "Stimme" befohlen habe. Eine Frau habe sie angeblich auf deren ausdrücklichen Wunsch getötet.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

(ap)
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