Frau, Sohn und Hund getötet Vater bekommt 15 Jahre Haft nach blutigem Familiendrama

Stuttgart · Acht Monate nach dem blutigen Familiendrama in der Nähe von Stuttgart ist der 53 Jahre alte Vater zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Die Frage, warum der Mann seine Familie mitsamt Hund mit 80 Messerstichen tötete, blieb am Ende des Prozesses unbeantwortet.

Das Landgericht Stuttgart sah es am Montag als erwiesen an, dass der psychisch kranke Baustellen-Koordinator 2015 zunächst seine 43 Jahre alte Ehefrau, dann seinen 16-jährigen Sohn und schließlich den Hund der Familie erstach - mit mehr als 80 Messerstichen. Der Vorsitzende Richter Wolfgang Hahn sprach von einer unfassbaren, extrem brutalen Tat und mehrmals von "wuchtigen Stichen".

Ohne sichtbare Regung nimmt der geständige Täter das Urteil am Montag zur Kenntnis. Blauer Pullover, Jeans. In Handschellen wird der relativ große, kräftige Mann mit den kurzen braunen Haaren schließlich wieder abgeführt. Das mögliche Motiv kennt vermutlich nur er. Dem Gericht sei der Beantwortung dieser Frage im Prozess seit Anfang Mai nicht näher gekommen, sagte Hahn bei der Urteilsverkündung.

Sonntag, 18. Oktober 2015: Um 9.28 Uhr geht ein Notruf bei der Polizei ein. Ein Mann erklärt, er habe seine Familie getötet. Wenig später findet die Polizei im Kinderzimmer einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus am Mandarinenweg tatsächlich die Leichen einer Frau und eines Jugendlichen. Die 43-Jährige übersäht mit 55 Stich- und Schnittverletzungen, der 16-Jährige mit 27. Auch der Hund liegt erstochen im Zimmer.

Der Vater der ausgelöschten Familie wird festgenommen, blutüberströmt und mit drei Promille Alkohol im Blut. Er soll versucht haben, sich die Pulsadern aufzuschneiden, leistet keinen Widerstand. Er sei beruflich überfordert gewesen, es sei ihm "alles zu viel" geworden, er habe Angst vor dem Jobverlust und einem sozialen Abstieg gehabt, sagt der Mann später aus.

Der psychiatrische Gutachter des Landgerichts war am Ende etwas ratlos: Er erklärte den 53-Jährigen aber wegen einer Psychose für vermindert schuldfähig. Das Gericht geht davon aus, dass er am Morgen des Tattags einen depressiven Zusammenbruch erlitten hatte und seine Steuerungsfähigkeit daher vermindert war. Spätestens, als er in den Keller ging und sich mit Axt, Beil und Messer bewaffnete, habe er aber den Beschluss gefasst, seine Familie auszulöschen.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Verurteilung wegen Totschlags zu lebenslanger Haft gefordert. Der ursprüngliche Vorwurf des Mordes wurde fallengelassen wegen der verminderten Schuldfähigkeit. Die Familie des 53-Jährigen lebte sehr zurückgezogen.

Sein Job als Baustellen-Koordinator bei einem Energieunternehmen sei dem arbeitsbesessenen Mann über den Kopf gewachsen, meinte Richter Hahn. Sogar nachts und extrem penibel habe er seine Baustellen und auch die von Kollegen überprüft. Nach eigenen Aussagen habe er sich auf einem "Kreuzzug für die Sicherheit" befunden - ausgelöst wohl durch einen Beinahe-Unfall auf einer seiner Baustellen.

Der Mann war zeitweise freigestellt und in psychiatrischer Behandlung, lehnte Medikamente aber ab und spielte laut Gericht Ärzten vor, dass es ihm besser gehe. Nach der Tat schickte er noch zwei Mails an seinen Arbeitgeber, in denen er zum einen seine Baustellen auflistete und übergab und zum anderen schrieb, dass er seine Familie getötet habe und nicht mehr zur Verfügung stehe.

(dpa)
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