Archäologischer Fund bei Göttingen Spuren von mehr als 50 Steinzeithäusern gefunden

Rosdorf · Im Kreis Göttingen haben Forscher schon vor einiger Zeit eine Steinzeit-Siedlung gefunden. Neue Grabungen zeigen: Das Dorf war größer als gedacht.

 Grabungsleiter Eberhardt Kettlitz präsentiert in Rosdorf bei Göttingen (Niedersachsen) ein Modell eines jungsteinzeitlichen Hauses auf der freigelegten Siedlung. Bei den Ausgrabungen der mehr als 7000 Jahre alten Siedlung handelt es sich um die größte untersuchte steinzeitliche Siedlung in Niedersachsen.

Grabungsleiter Eberhardt Kettlitz präsentiert in Rosdorf bei Göttingen (Niedersachsen) ein Modell eines jungsteinzeitlichen Hauses auf der freigelegten Siedlung. Bei den Ausgrabungen der mehr als 7000 Jahre alten Siedlung handelt es sich um die größte untersuchte steinzeitliche Siedlung in Niedersachsen.

Foto: dpa, spf cul

Archäologen haben in einer 7000 Jahre alten Steinzeit-Siedlung nahe Göttingen Spuren von 52 Häusern gefunden. Die Gebäude stammen aus der Zeit der sogenannten Linienbandkeramik (5500 bis 4900 v. Chr.), wie Kreisarchäologin Andrea Bulla am Mittwoch sagte. Die aus Baumstämmen errichteten und mit Flechtwerk und Lehm abgedichteten Gebäude seien bis zu 30 Meter lang, 6,50 Meter breit und zwei Meter hoch gewesen, sagte Grabungsleiter Eberhardt Kettlitz. Heute sind nur noch Spuren im Boden zu erkennen.

Die Häuser entstanden allerdings nicht alle gleichzeitig. Auf dem Gelände wurde über Jahrhunderte immer wieder neu gebaut. Bulla geht davon aus, dass immer vier bis fünf Häuser gleichzeitig von jeweils etwa zehn Menschen bewohnt waren. "Länger als 30 Jahre haben die Gebäude vermutlich nicht gehalten."

Die Steinzeitsiedlung auf dem heutigen Gebiet der Gemeinde Rosdorf in Niedersachsen ist bereits seit ersten Grabungen der Universität Göttingen in den Jahren 1963 bis 1970 bekannt.

Bei der aktuellen Grabung wurden auch zahlreiche Gebrauchsgegenstände aus Keramik und Stein gefunden, darunter Sichelklingen und eine Pfeilspitze aus Feuerstein sowie Steinkeile zur Holzbearbeitung. Keramikscherben tragen Verzierungen aus eingeritzten Bändern. Solchen Zierbändern verdankt die Linienbandkeramik ihren Namen.

Aus früheren Untersuchungen sei bekannt, dass die Steinzeitmenschen von Rosdorf zahlreiche Tiere gehalten haben, sagte der Archäo-Zoologe Reinhold Schoon. Es seien Knochen von Kühen, Schafen, Ziegen und Schweinen sowie die eines Hundes gefunden worden. Auf die Jagd gingen die Rosdorfer allerdings auch: "Es gab auch Knochen von Hirschen, Rehen und Wildschweinen."

Um Platz für Ackerbau und Viehzucht zu haben, hätten die Menschen den reichlich vorhandenen Wald gerodet, sagte Landesarchäologe Henning Haßmann. So hatten sie zugleich Holz für den Bau ihrer Häuser.

Zur damaligen Zeit seien die Bewohner anderer Teile des heutigen Niedersachsens noch keine Bauern, sondern Jäger und Sammler gewesen.
Nach Abschluss der Grabungsarbeiten Ende September sollen auf dem Gelände moderne Neubauten entstehen.

(rent/dpa)
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