Sonnenfinsternis Himmel liefert sogar zwei Naturspektakel

Düsseldorf/Neuss · Neben der Sonnenfinsternis kommt es in Frankreich zur Jahrhundert-Flut - mit 13,45 Meter Pegel am Mont Saint-Michel.

 Die meisten Menschen in NRW haben gute Chancen, die Sonnenfinsternis heute zu sehen. Der Deutsche Wetterdienst kündigt für den frühen Morgen zwar Nebel an, der werde sich im Laufe des Vormittages aber verziehen. Nur im südlichen Rheinland und im Bergischen Land könnte es diesig bleiben.

Die meisten Menschen in NRW haben gute Chancen, die Sonnenfinsternis heute zu sehen. Der Deutsche Wetterdienst kündigt für den frühen Morgen zwar Nebel an, der werde sich im Laufe des Vormittages aber verziehen. Nur im südlichen Rheinland und im Bergischen Land könnte es diesig bleiben.

Foto: dpa

Eine besondere Konstellation der Gestirne sorgt heute und am Wochenende für gleich zwei Naturschauspiele. Zum einen bereiten sich in ganz Europa die Menschen auf die partielle Sonnenfinsternis vor, zum anderen soll der steigende Wasserpegel in Frankreich für eine Jahrhundert-Flut sorgen. Die Sonnenfinsternis beginnt heute um 9.38 Uhr. Dabei wird die Sonne nicht komplett verdunkelt. Der Grad reicht von 65 Prozent in Bayern bis 80 Prozent im Nordwesten Deutschlands. Um eine totale Sonnenfinsternis zu erleben, müsste man etwa auf die Färöer-Inseln reisen. Diese erleben eine Touristen-Flut. In der Hauptstadt Tórshavn, in der 20 000 Einwohnern leben, ist Platz für gut 800 Gäste - jetzt sind aber schon 8000 da. Viele Einheimische vermieten ihr Zuhause deshalb an Urlauber und kommen bei Eltern oder Freunden unter.

Weniger entspannt blickt der Bundesverband der Deutschen Industrie dem Spektakel entgegen. Die Sonnenfinsternis würde zu einer harten Probe für das deutsche Stromnetz, so ein Sprecher. Hintergrund der Sorgen ist die Zahl der Solarkraftwerke, die in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist. Wegen der Sonnenfinsternis werde kurzzeitig weniger Strom von Solaranlagen ins Netz gespeist. Experten gehen davon aus, dass die Leistung von 17 000 auf 8000 Megawatt sinkt. Sollte es heute dazu kommen, dass die Leistung im Netz rapide abfällt, drohen Blackouts. Um dies zu vermeiden, hat Netzbetreiber Amprion unter anderem den Aluminium-Konzern Hydro darauf eingestimmt, das Rheinwerk in Neuss kurzfristig vom Netz zu nehmen. Das bestätigte ein Hydro-Sprecher. In dem energieintensiven Werk werden im Jahr rund 150 000 Tonnen Aluminium hergestellt. "Wir sind bereit, die Produktion innerhalb weniger Minuten abzustellen, um die Netze zu stabilisieren", sagt Jan Peterlic, Chef des Rheinwerks. "Damit können wir aktuell 235 Megawatt in den Markt werfen und einen Blackout vermeiden helfen." Der Essener Konkurrent Trimet hat dies nach eigenen Angaben bereits zweimal getan, Hydro bisher noch nicht.

Unterdessen reisen auch Touristen zum Klosterfelsen Mont-Saint-Michel in Frankreich. Denn die Sonne-Mond-Konstellation, die heute auch zur Sonnenfinsternis führt, wird dort morgen und am Sonntag einen starken Anstieg des Wasserstands zur Folge haben. Mit einem erwarteten Pegel von 13,45 Metern soll der Unterschied zwischen Flut und Ebbe höher werden als ein vierstöckiges Gebäude. Laut Experten soll es am Mont-Saint-Michel besonders eindrucksvoll sein. Die Brücke, die das Unesco-Weltkulturerbe mit dem Festland verbindet, könnte komplett überflutet werden. "Wir bekommen immer wieder Anfragen nach der nächsten Flut, aber jetzt, wo die Menschen von der Jahrhundert-Tide reden, rufen mich die Leute den ganzen Tag an", sagt Emmanuel Villain vom Fremdenverkehrsamt.

Eine Jahrhundert-Flut wird sie allerdings nicht lange bleiben, denn Experten haben schon die nächsten Rekord-Pegelstände errechnet. Vergleichbare Fluten werden für 2033 und 2051 erwartet. Der Wissenschaftler Eric Langlois vom Nationalen Hydrographischen Dienst erklärt das Phänomen: "Jetzt kommt ein Moment, in dem die Sonne und der Mond in einer Linie mit der Erde sind. Der Effekt des Magnetfeldes verstärkt sich." Das sei deshalb am Mont-Saint-Michel so eindrucksvoll zu beobachten, weil die Halbinsel Cotentin am höchsten Punkt der Normandie und die bretonische Küste wie eine Art Trichter für das Meerwasser wirkten, erklärt Langlois. Schon zu normalen Zeiten ist der Tidenhub hier deutlich höher als anderswo an der Atlantikküste.

Doch vor der Flut sorgt heute erst einmal die Sonnenfinsternis für Aufregung. Bis gestern waren viele Menschen auf der Jagd nach den letzten Schutzbrillen. Die einfachen Pappgestelle mit Spezialfolie, im Laden für rund drei Euro zu haben, wurden für Preise von 40 Euro und mehr online versteigert. Sogar für 329 Euro wurde eine Pappbrille angeboten. Experten gehen davon aus, dass die Hersteller den Run auf die Brillen unterschätzt haben. Ein Optiker in Bayern hatte versehentlich 3D- statt Schutzbrillen verkauft. Sogar die Polizei machte sich auf die Suche nach den 40 Kunden, die die falschen Brillen gekauft hatten.

(RP)
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