Mutmaßlicher Kindermörder Silvio S. gab sich über Entführung empört

Potsdam · In der Videothek hat sich der mutmaßliche Mörder des kleinen Mohamed SM-Filme ausgeliehen. Dort hat sich Silvio S. offenbar auch über die Entführung des Flüchtlingskindes empört und gegenüber dem Ladenbesitzer dessen Entführer gar den Tod gewünscht.

 Justizbeamte bringen Silvio S. im Juni 2016 in den Saal des Landgerichtes.

Justizbeamte bringen Silvio S. im Juni 2016 in den Saal des Landgerichtes.

Foto: dpa, bse soe fux

" 'Sowas müsste man eigentlich um die Ecke bringen', hat er gesagt", berichtete ein Videothekenbesitzer (45) am Montag im Prozess gegen Silvio S. am Landgericht Potsdam. "Ich sagte: "Es ist schon eine ganz schöne Sauerei."" Zu diesem Zeitpunkt Mitte Oktober war noch nicht bekannt gewesen, dass Mohamed tot war. Silvio S. hat den Vierjährigen laut Anklage entführt, missbraucht und umgebracht. Auch der gewaltsame Tod des sechsjährigen Elias aus Potsdam wird dem 33-Jährigen vorgeworfen.

Das Gespräch sei auf das Thema gekommen, weil genau in dem Moment, in dem Silvio S. zur Kasse gekommen sei, grobkörnige Aufnahmen von Mohamed und seinem Entführer auf einem Bildschirm über der Theke flimmerten. Die Abendnachrichten begannen gerade, schilderte der Verleiher. "Ich habe ihn leider nicht erkannt." Es war der letzte Besuch des Kunden. Später waren schärfere Bilder einer Überwachungskamera veröffentlicht worden, S. wurde festgenommen.

Bei dem Videothekenbesitzer hatte der Angeklagte in knapp einem Jahr fünf Filme ausgeliehen mit Titeln wie "Nackt, gefesselt und benutzt". Sämtliche Videos seien Produktionen aus der Sado-Maso-Ecke gewesen. "Das ist definitiv sein Ding. Alles was mit Sado-Maso zu tun hat - Fesseln, Knebeln. Die letzten beiden waren das Schlimmste, was man legal ausleihen konnte." Dieses Urteil beziehe sich aber allein auf Titel und Cover, gesehen habe er die Werke nicht. "Die Ecke habe ich danach (Anmerkung der Redaktion: der Festnahme von S.) geschlossen."

Das Gericht beschäftigte sich auch mit Fundstücken aus dem Auto des Angeklagten. Im Fahrzeug wurden etwa verschiedene Fesseln, ein Elektroschocker, Schlaftabletten, Chloroform und Kabelbinder sichergestellt. Im Kofferraum hatte in einer gelben Kunststoffwanne die Leiche Mohameds gelegen, die der Angeklagte zum Verdecken des Geruchs mit Katzenstreu überschüttet haben soll.

Die Polizisten erinnerten sich auch, wie irritierend das Verhalten des Vaters von Silvio S. bei der Festnahme seines Sohnes gewesen sei. "Der Vater saß im Sessel und sagte, er finde es komisch, dass so viel Polizei im Hause sei", erinnerte sich einer der drei beteiligten Beamten. Ein Kollege (26) ergänzte: "Der Vater sagte: "Jetzt macht Ihr uns mit Euren schmutzigen Schuhen noch den Teppich dreckig.""

Die Mutter wirkte nach Erinnerung der eingesetzten Beamten traurig und sehr niedergeschlagen. Sie hatte die Polizei gerufen, weil sie den Sohn auf einem Fahndungsbild erkannt hatte. Als Erster war ein Dienstgruppenleiter (41) eingetroffen. Auch er sprach von einem kühlen Empfang. Der Vater habe gesagt: "Unser Sohn lebt sein Leben, wir unseres." Es habe kaltherzig geklungen.

(dpa/isw)
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