Prozess um Sexualmord in Freiburg Angeklagter Hussein K. hat bei Alter gelogen

Freiburg · Vor dem Landgericht Freiburg hat der Mordprozess gegen Hussein K. begonnen. Dem Flüchtling wird vorgeworfen, die 19-jährige Studentin Maria L. vergewaltigt und ermordet zu haben. Der Angeklagte gibt zu: Bei seinem Alter habe er nicht die Wahrheit gesagt.

Der Angeklagte Hussein K. sitzt im Gerichtssaal hinter einer Ausgabe der Strafprozessordnung.

Der Angeklagte Hussein K. sitzt im Gerichtssaal hinter einer Ausgabe der Strafprozessordnung.

Foto: dpa, pse tba

Im Prozess um den Sexualmord an einer 19-jährigen Studentin in Freiburg hat der angeklagte Hussein K. nun doch Angaben zu seiner Person gemacht. Der junge Flüchtling sagte am Dienstag, bei seiner Ankunft in Deutschland im Jahr 2015 sei er bereits 18 und nicht, wie damals von ihm behauptet, 16 Jahre alt gewesen. Er habe zur Schule gehen wollen. "Wenn man minderjährig ist, ist die Situation in Deutschland besser." Sein Alter ist eine zentrale Frage im Prozess. Nach Auffassung der Ankläger ist K. sogar mindestens 22. Papiere mit Geburtsdatum oder Angaben zur Herkunft gibt es nicht.

K. erzählte zunächst von seinem Lebensweg: In Afghanistan geboren und aufgewachsen, sei er nach etwa 13 Jahren in den Iran gekommen. Nach "Problemen mit der Polizei" flüchtete er in die Türkei, von dort nach Griechenland und dann Deutschland. In Griechenland habe er nichts zu essen gehabt, von Müll und zeitweise ohne Obdach gelebt. Zu der ihm dort vorgeworfenen weiteren Gewalttat wurden keine Fragen zugelassen.

Für die Zeit in Deutschland berichtete er von erheblichem Drogen- und Alkoholmissbrauch. Er habe über Monate mit Freunden Haschisch geraucht, getrunken und zweimal in der Woche auch Heroin konsumiert.
"Das war unser Leben." Die Verhandlung wird wegen der Unklarheiten zum Alter vor der Jugendkammer geführt. K. wird Vergewaltigung in besonders schwerem Fall sowie die Ermordung von Maria L. vorgeworfen.

Während der etwa zehnmonatigen Untersuchungshaft hatte K. bislang keinerlei Angaben gemacht. Am Dienstagmorgen wirkte der junge Mann vor Gericht müde und teilnahmslos. Er habe noch vor Prozessbeginn eine Beruhigungstablette genommen, sagte sein Verteidiger.

Der Staatsanwalt schilderte zum Auftakt der Verhandlung ein grausames Vorgehen von Hussein K.: Demnach lauerte der Anklagte der 19-Jährigen kurz vor drei Uhr nachts auf - die Studentin war auf dem Heimweg von einer Party. Hussein K. soll sie vom Rad gerissen, sie dreimal unter anderem in Kopf und Brust gebissen und ihr die Kleider ausgezogen haben. Dann würgte und vergewaltigte er sie brutal. Anschließend soll der Beschuldigte die bewusstlose Frau im Fluss Dreisam abgelegt haben - laut Staatsanwalt wollte er, dass sie ertrank. Zudem sollte das Wasser Spuren an ihrem Körper verwischen.

Der Mord an Maria L. im Oktober 2016 hatte bundesweit für großes Aufsehen und eine teils hitzige Diskussion über ausländische Straftäter gesorgt. Auch am Prozesstag war das Publikumsinteresse riesig: Bereits zwei Stunden vor Beginn der Verhandlung standen die Zuschauer Schlange. Der Prozess begann am Dienstag unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.

In Sichtweite des Gerichtsgebäudes demonstrierten der Polizei zufolge etwa 10 Anhänger aus dem Umfeld der AfD mit Transparenten ("Grenzen schützen - Leben retten"). Die Kundgebung auf dem Augustinerplatz war angekündigt. Zu einer im Internet organisierten Gegenveranstaltung kamen demnach rund 50 Angehörige des linken Spektrums. Beide Gruppen hätten Parolen gerufen, die Polizei habe nicht eingreifen müssen, hieß es. Gegen 10.30 Uhr seien die Kundgebungen beendet worden.

(oko/dpa)
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