"Rock am Ring" So erlebte ich den Gewitter-Albtraum von Mendig

Mendig · 15 Schwerverletzte, zerstörte Zelte, Blitze, Platzregen und knöcheltiefer Matsch. Unser Autor besuchte "Rock am Ring" und berichtet von einem Konzertabend, den er sich sicherlich anders vorgestellt hatte.

 RP-Redakteur Tobias Dupke reiste als Fan zu "Rock am Ring" in Mendig.

RP-Redakteur Tobias Dupke reiste als Fan zu "Rock am Ring" in Mendig.

Foto: Tobias Dupke

Das Intro läuft bereits, die Fans erwarten in wenigen Sekunden die Band Tenacious D auf der Hauptbühne von Rock am Ring - doch die Musik verhallt und nichts passiert. Die Festivalbesucher werden ungeduldig. Minuten später ertönt eine ruhige Stimme über die Lautsprecher, die vor einer Gewitterfront warnt und die Besucher auffordert, sich von Metallgegenständen fern zu halten, das Gelände zu verlassen und in die Zelte zurückzugehen.

Parallel dazu beginnen Bühnenarbeiter, die Lautsprecherreihen an den Traversen abzubauen - eine Sicherheitsvorkehrung. Zehntausende Besucher strömen in die Zelte, suchen auf dem flachen Gelände irgendwie Schutz. Dann zieht das Gewitter wie eine Wand über den ehemaligen Flugplatz, der erste Blitz schlägt laut krachend ein. Angst macht sich breit.

Das Wetter hat den rund 90.000 Besuchern am ersten Tag des Megafestivals in Mendig die Stimmung vermiest - und auch die Aussichten bis zum Finale am Sonntag verheißen nichts Gutes: Regen, Hagel, Gewitter — vor allem nachmittags und abends.

Nachdem es am Freitag bereits tagsüber immer wieder mal geregnet hat, zieht um kurz vor 20 Uhr eine Gewitterzelle über das Eifeldorf. In wenigen Minuten steht das komplette Festivalgelände unter Wasser. Die Wiesen verwandeln sich in Matsch, der bis über die Knöchel reicht.

Außerdem schlagen immer wieder Blitze in und um Mendig ein. Wie die Polizei am Morgen mitteilt, werden mindestens 51 Festivalteilnehmer ins Krankenhaus eingeliefert und dort betreut. 15 von ihnen erleiden schwere Verletzungen. Zwei Festivalbesucher müssen reanimiert werden.

Während die meisten Festivalbesucher in ihre Zelte zurückkehren, in den beiden großen Veranstaltungszelten auf dem Gelände Zuflucht suchen oder sich an Ständen unterstellen, bleiben einige trotz des Regens und der Blitze vor der Bühne und harren aus. Einige versuchen, in den überdachten VIP-Bereich zu gelangen. Das Security-Personal hilft dort aber vor allem Rollstuhlfahrern der nahegelegenen Rolli-Tribüne, ins Trockene zu kommen.

Nach einiger Zeit tritt Veranstalter Marek Lieberberg auf die Bühne, um den Zuschauern die neuesten Informationen über die Wetterlage zu übermitteln. "Es könnte sein, dass eine weitere Gewitterzelle auf uns zu zieht", erklärt er. Daher könne das Konzert vorerst nicht weitergehen. Er sei in ständigem Austausch mit dem Festivalmeteorologen im Tower. Inzwischen sind auch die Lautsprecher auf den anderen Bühnen von Rock am Ring verstummt.

Aber das zweite Gewitter zieht vorüber. Die sintflutartigen Regenfälle nehmen gegen 21.15 Uhr langsam ab. Die ersten Fans trauen sich wieder aus ihren Zelten. Um 21.45 Uhr ertönt das Intro der US-Band Tenacious D - zum zweiten Mal an diesem Tag.

"Wir bringen den Donner", sagt Sänger und Schauspieler Jack Black und liefert mit seinen Bandkollegen eine beeindruckende Show ab, die die nassen Klamotten und den zentimeterhohen Matsch fast vergessen lassen.

Aber leider nur fast.

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