Blitzeinschlag bei Rock am Ring Festivalbesucher berichten von Stromschlägen

Mendig · The show must go on. Nach dem schweren Unwetter in der Nacht zu Samstag hat Rock-am-Ring-Veranstalter Marek Lieberberg keinen Zweifel daran gelassen, dass das Rockfestival in der Eifel ganz normal weitergeht. 33 Menschen sind bei Blitzeinschlägen verletzt worden.

 Werner (links) und Ingo berichten über ihre Erlebnisse bei Rock am Ring in Mendig.

Werner (links) und Ingo berichten über ihre Erlebnisse bei Rock am Ring in Mendig.

Foto: Tobias Dupke

Noch am Freitag stöhnten die meisten der rund 90.000 Ringrocker über die Sonne, bis zu 33 Grad im Schatten herrschte auf dem Flugplatz in Mendig — wobei es Schatten eigentlich kaum gab. Im Laufe des Abends zog sich der Himmel zu, der Konzertveranstalter und der Deutsche Wetterdienst warnten unter anderem bei Facebook vor dem heranziehenden Gewitter. Außerdem forderte Lieberberg die Fans auch persönlich auf, die Zeltplätze aufzusuchen — mit dem Mikro in der Hand von der Hauptbühne aus. Dass das Unwetter letztlich so schwer wird, hatte aber wohl auch er nicht kommen sehen.

Bei dem, was in der Nacht passierte, wurden 33 Menschen verletzt, die meisten konnten das Krankenhaus aber am Samstag wieder verlassen. Drei Blitze schlugen auf das Gelände ein, hieß es. Der erste traf gegen 1.30 Uhr den Backstagebereich, erklärte Polizeisprecher Gerd Bertram. Dabei wurden acht Roadies verletzt. Veranstalter Marek Lieberberg ließ das Konzert von Fritz Kalkbrenner zunächst verschieben. Als der DJ dann loslegte, musste das Konzert abgebrochen werden — weitere Gewitter zogen heran. Ein weiterer Blitz schlug um 3.30 Uhr auf dem VIP-Campingplatz ein, um vier Uhr folgte der dritte am Tower des Flugplatzes, auf dem das Rockfestival steigt. Keiner der Verletzten wurde direkt von Blitz getroffen, hieß es weiter. Alle hätten "Kontakt zu Gegenständen gehabt, die den Strom weitergeleitet haben".

Diesen Moment hat Gerrit (25) im Zelt erlebt. "Wir haben sofort unseren Pavillon abgebaut, als der erste Sturm aufzog", sagt der 25 Jahre alte Student aus Münster. Er und seine Freunde sind auf dem VIP-Campingplatz untergekommen und haben ihre Zelte rund zehn Meter neben dem Generator aufgebaut, der offenbar in der Nacht vom Blitz getroffen worden ist.

"Ich habe versucht, das Wasser aus dem Zelt zu bekommen", so Gerrit weiter. Dann gab es einen lauten Knall. "Als ich dann an die Zeltwand gepackt habe, habe ich eine gewischt bekommen."

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Ein paar Meter weiter zelten Werner (29) und Ingo (30). Die beiden Rockfans aus Trier waren auch schon wieder im Zelt, als um 3.30 Uhr der Blitz einschlug. "Es hat fürchterlich gerummst, dann war der Strom weg", sagt Werner. Als er sein Handy in die Hand nehmen wollte, habe er einen leichten Stromschlag bekommen. Ingos Mobiltelefon habe sogar Funken geschlagen, erzählt er. "Das war schon krass." Eine Nachbarin der beiden hatte offenbar in dem Moment, als der Blitz einschlug, ihr Handy in der Hand. "Ihr Arm ist taub. Sie hat sich heute Morgen behandeln lassen", erzählt Werner. Die Einsatzkräfte sollen ihr zwar geraten haben, ins Krankenhaus zu gehen, die Frau habe aber abgelehnt.

Überhaupt: Die Rettungskräfte hätten vorbildlich gearbeitet, berichten viele Ringrocker. "Etwa eine Stunde nach dem Blitzeinschlag kamen Helfer von der Polizei, Feuerwehr und vom THW", erzählt Gerrit aus Münster. "Sie haben an jedes Zelt geklopft und gefragt, ob es uns gut gehe." Das habe ihm eine gewisse Sicherheit gegeben.

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Niemand sei direkt von einem Blitz getroffen worden. Die Verletzten hätten Kontakt zu Gegenständen gehabt, die den Strom der Blitze weitergeleitet hätten — etwa Metallgitter, teilen die Rettungskräfte auf einer Pressekonferenz am Samstagmorgen mit. Geklagt hätten einige über Muskelschwäche sowie Herz- und Kreislauf-Beschwerden.

Das Programm geht weiter wie geplant. Nachdem am Freitag Bands wie die Donots, Die Toten Hosen, Broilers, Bad Religion und Body Count aufgetreten sind, folgen am Samstag The Prodigy, Kraftklub und Deichkind. Am Sonntag gibt's unter anderem die Foo Fighters, Slipknot, Beatsteak und Motörhead zu sehen.

Rock am Ring steigt in diesem Jahr erstmals nicht mehr am Nürburgring, sondern rund 30 Kilometer entfernt auf dem Flugplatz in Mendig. Auch wenn die Skepsis anfangs groß war, gefällt den meisten Besuchern der Umzug: Das neue Gelände kommt gut an, die beiden Hauptbühnen stehen kompakt nebeneinander.

Die Feuerwehr Mendig hat für Angehörige eine Telefon-Hotline eingerichtet: 02652-6029143

(tobi)
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