Parfum-Kollektion vorgestellt Produktdesigner Starck findet Düsseldorf dufte

Düsseldorf · Philippe Starck ist der Star des Produktdesigns: Seine Zitronenpresse erinnert an ein Tiefseeungeheuer, ist unpraktisch, steht aber im "Museum of Modern Art". Sein neuestes Projekt "Geruchstattoos" feierte nun in Düsseldorf Weltpremiere.

 Der Franzose im Gespräch mit unserer Autorin.

Der Franzose im Gespräch mit unserer Autorin.

Foto: Anne Orthen

Er ist wirklich gut drauf, trällert eine Melodie vor sich hin und sieht aus wie immer in seinem Kapuzenshirt unterm dunklen Jackett zu Jeans und Turnschuhen. Kein anderer Produktdesigner ist so berühmt wie der exzentrische Franzose, der seit fast 40 Jahren im Geschäft ist und alles kann: 200 Millionen Euro teure Luxus-Yachten für einen russischen Milliardär, Klobürsten und Plastikstühle für jedermann, Heizungsthermostate, Motorräder, Hotels, Champagner und nun — als Krönung seines mehr als 3000 Produkte umfassenden Design-Imperiums — versprüht er auch noch persönliche Duftmarken.

Zur Weltpremiere seiner ersten Parfüm-Kollektion "Starck-Paris" im Rahmen der Vogue Fashion's Night Out kam er gestern im selbst gesteuerten Privatflieger direkt aus Lissabon mit Ehefrau Jasmine (44), zugleich Managerin seines Unternehmens und Mutter seines fünften Kindes. Mit dem Maserati ging's in die Düsseldorfer Altstadt, wo er den Saal im denkmalgeschützten Hotel De Medici Derag Livinghotel im Starck-Stil umbauen und mit seinen "One More"-Barhockern aus der Ghost-Familie möblieren ließ. Doch bevor Starck zur Feier des Tages über den grauen Teppich schritt, nahm er sich Zeit für ein Gespräch mit unserer Redaktion.

"Hier ist so viel Energie und Kreativität, das passt zu uns"

Warum hat er für die Premiere ausgerechnet Düsseldorf ausgewählt und nicht London oder New York? "Ich mag die Stadt, hier ist so viel Energie und Kreativität, das passt zu uns", sagt das Multitalent und strahlt seine schöne Frau an, mit der er vier Jahre an drei Düften gearbeitet und Moleküle verwendet hat, "die noch nie zuvor benutzt wurden".

Er nennt sie Geruchstattoos, die wie eine unsichtbare, geheimnisvolle Haut erst zum Leben erwachen durch die Frau, die sie trägt. "Tattoos sind doch was fürs Leben. Deshalb habe ich auch erst eines, seitdem ich die Liebe meines Lebens getroffen habe." Stolz zeigen er und Jasmine, die ihn nicht eine Sekunde aus den Augen lässt, zwei identische Tattoos, jeweils auf ihrem rechten Arm — eine Reihe von Punkten, einen für jedes Jahr, das sie zusammen sind, und einen Strich für die Geburt ihrer Tochter Justice.

Wie sehr beeinflusst denn Jasmine ihn und seine Arbeit? "Gar nicht, weil wir eine Person mit zwei Körpern sind. Wir machen alles zusammen, denken und fühlen dasselbe", erzählt Starck, der sich als einen der letzten Romantiker auf Erden sieht. Seine Frau sei der Garant, dass er im Leben einigermaßen klar komme, denn seit seiner Kindheit falle es ihm schwer, mit Menschen zu kommunizieren.

"Wo mein Name drauf steht, bin ich drin"

Über ihn wird immer gesagt, er habe keinen Computer und telefoniere nicht. "Ja, mit wem soll ich sprechen? Ich habe nichts zu sagen. Wir arbeiten viel, eigentlich immer. Kreativität ist doch nichts anderes als Management von Konzentration. Und die braucht Energie. Also leben wir wie in einem Kokon." Ein Smartphone habe er nur, falls seine Frau ihn erreichen will. Seine Projekte sind kaum zu zählen.

Hat er keine Angst, den Überblick zu verlieren, bei all den Produkten, die er macht? "Oh nein, weil ich alles selber bestimme und kontrolliere. Wo mein Name drauf steht, bin ich drin." Als er jung war, sei er mehr damit beschäftigt gewesen, überhaupt zu überleben. "Ich saß in einem schwarzen Loch, war ein wenig autistisch." Aber inzwischen habe er so viel Erfahrung und so viele Ideen. "Ich bin sicher, wenn ich 120 werde, dann bin ich am besten."

Kann er überhaupt abschalten? Schläft er gut? "Oh ja, ich lege mich hin und schon bin ich im Land der Träume, die viel interessanter als das wirkliche Leben sind." Jede Nacht sei wie ein neues Abenteuer. Und am nächsten Morgen wacht er mit einer neuen Idee auf. Weil Monsieur so unglaublich beschäftigt ist, hat er natürlich keine Zeit zum Shoppen auf der Düsseldorf Kö. Um sein Arbeitspensum zu schaffen, ist er heute früh schon wieder über den Wolken. Und wenn er nicht im Flugzeug sitzt, wo er "mitten im Nichts" ohnehin die meiste Lebenszeit verbringt, pflegt Philippe Starck das Alleinsein in einem seiner privaten Domizile. Sein liebstes ist derzeit in Portugal, "für mich der beste Ort zum Leben".

(RP)
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