Umstrittene Richtlinie Presserat will Regelungen zum Minderheitenschutz beibehalten

Berlin · Der Deutsche Presserat lässt die umstrittene Richtlinie über Angaben zur Herkunft oder Religion von Straftätern unverändert. Das beschloss das Selbstkontrollgremium der deutschen Presse am Mittwoch in Berlin mit überwiegender Mehrheit.

 "Dieser Diskriminierungsschutz hat sich bewährt", sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall.

"Dieser Diskriminierungsschutz hat sich bewährt", sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall.

Foto: dpa, jka nic kde

Der Deutsche Presserat lässt die umstrittene Richtlinie über Angaben zur Herkunft oder Religion von Straftätern unverändert.
Das beschloss das Selbstkontrollgremium der deutschen Presse am Mittwoch in Berlin mit überwiegender Mehrheit.

Die Vollversammlung sei der Meinung, dass die Richtlinie kein Sprachverbot für Medien darstelle. Journalisten sollten künftig verstärkt Hilfestellungen zur Anwendung erhalten.

Die Ziffer 12.1 des Pressekodex sieht vor, dass in der Berichterstattung über Straftaten die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt wird, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht.

Bei vielen Medien ist die Richtlinie umstritten, insbesondere im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die zahlreichen Straftaten in der Silvesternacht in Köln. Die Richtlinie habe dazu beigetragen, dass Medien die Herkunft der Täter nicht genannt und das Problem unterschätzt hätten. Der Leser werde bevormundet.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hatte sich zuvor allerdings für die geltende Regelung im Pressekodex ausgesprochen. "Dieser Diskriminierungsschutz hat sich bewährt", sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. Die Ziffer 12.1 des Pressekodex verbiete nicht die Erwähnung der ethnischen Herkunft oder der Religionszugehörigkeit von Straftätern, sondern stelle sie in einen Zusammenhang mit der Straftat, über die Journalisten berichten wollten, sagte Überall. "Dass Medien nach den Silvesterkrawallen in Köln erst spät und zum großen Teil sehr zurückhaltend berichtet haben, lag nicht am Pressekodex, sondern an der Desinformation der Kölner Polizei."

(gol/KNA)
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