Besucherzahlen gehen zurück Pegida-Image schadet "Weihnachtshauptstadt" Dresden

Dresden · Das Image der Stadt Dresden leidet unter den fremdenfeindlichen Protesten der "Pegida"-Bewegung. Besonders deutlich wird das in der Vorweihnachts-Saison. Die Besucherzahlen in Deutschlands "Weihnachtshauptstadt" gehen zurück.

 "Pegida"-Demonstranten im Oktober in Dresden: Das Image der Stadt leidet unter den Protesten.

"Pegida"-Demonstranten im Oktober in Dresden: Das Image der Stadt leidet unter den Protesten.

Foto: dpa, lus soe tba

Zwar sind die Hotels an den Wochenenden im Weihnachtsmonat wie immer bestens gebucht. Nach fünf Rekordjahren in Folge verzeichnet die Tourismusbranche in der sächsischen Landeshauptstadt, die sich gern rühmt, Deutschlands "Weihnachtshauptstadt" zu sein, bislang aber erstmals weniger Übernachtungen. Vor allem Inlandstouristen bleiben aus.

Zwischen Januar und September gingen die Übernachtungszahlen in Dresden um 2,3 Prozent zurück. Im gesamten Vorjahr gab es insgesamt noch ein fettes Plus von 7,6 Prozent. Johannes Lohmeyer, Vorsitzender des Tourismusverbandes Dresden, sieht die Branche in ihrer "tiefsten Krise seit der Wiedervereinigung".

Als wesentlichen Grund für das aktuelle Minus nennt Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH, den "Imageverlust Dresdens" aufgrund der fremdenfeindlichen Äußerungen auf den Pegida-Demonstrationen. Das habe dem Privat- und Geschäftsreiseverkehr geschadet.

Jens-Marten Schwass, Geschäftsführer des renommierten Hotels Taschenbergpalais Kempinski, wird noch deutlicher. "Die Einbrüche sind definitiv darauf zurückzuführen, dass Dresdens Image im Moment katastrophal ist." Der Hotelmanager berichtet von zahlreichen Absagen. Pegida habe auch "absolut Auswirkungen auf das Weihnachtsgeschäft". Zwar bleibe der Dezember einer der stärksten Monate, aber es laufe nicht so wie in den Vorjahren, beklagt Schwass, der auch Sprecher der Dresdner Hotel-Allianz ist.

Das Grandhotel lieg vis-à-vis berühmter Sehenswürdigkeiten wie Semperoper, Zwinger, Residenzschloss, dort also, wo Pegida jede Woche marschiert. An Montagen gebe es im Vergleich zum Vorjahr in seinem Haus 50 Prozent weniger Buchungen, sagt Schwass.

Dresden liegt im bundesweiten Vergleich der Top-Städtereiseziele zwar immer noch auf Rang sieben, nahezu alle anderen konnten aber kräftig zulegen. Vor allem aus dem Inland kamen in diesem Jahr bislang weniger Besucher in die Elbestadt - das Minus lag Ende September bei 4,2 Prozent. Abgefedert wird dieser Einbruch immerhin durch die Auslandstouristen, sie buchten 5,7 Prozent mehr Übernachtungen.

Pegida geht seit mehr als einem Jahr in Dresden nahezu wöchentlich auf die Straße und macht Stimmung gegen Muslime, Flüchtlinge und Medien. Eine wirkliche Strategie dagegen gibt es nicht. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sieht bisher keine rechtliche Handhabe, die Demonstrationen zu verbieten oder an den Stadtrand zu drängen.

Man könne die "aktuellen Probleme nicht verschweigen", sagt Bunge. Es müsse aber auch die Seite jenseits von Pegida gezeigt werden - Dresden als "positive, weltoffene" Stadt. Tatsächlich ist der Tourismus für Dresden ein zentraler Wirtchaftsfaktor, 20.000 Menschen leben unmittelbar vom Tourismus- und Kongressgeschäft.

Andere Regionen in Sachsen haben offenbar weniger Probleme als die Landeshauptstadt. Der Landestourismusverband Sachsen erwartet in diesem Jahr insgesamt ein Übernachtungsplus von zwei Prozent. Leipzig vermeldet immer weiter steigende Gästezahlen, auch die vor allem durch die Holzkunst bekannte Tourismusregion Erzgebirge verzeichnet bislang stabile Übernachtungszahlen. Grundsätzlich könne aber durch die Pegida-Demonstrationen und auch Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte "ein erheblicher Imageschaden für den Tourismus entstehen - nicht nur in der Weihnachtszeit", heißt es beim Tourismusverband Erzgebirge.

Das hält freilich einen Holzspielzeugmacher aus Seiffen im Erzgebirge nicht davon ab, Pegida zum Geschäft zu machen. Die Räuchermännchen von Gerd Hofmann tragen Protestschilder mit Aufschriften wie "Wir sind das Volk", "Keine Hetze gegen Flüchtlinge", aber auch "Dresden zeigt, wie's geht" und "Einsiedel sagt nein zum Heim". In dem Chemnitzer Stadtteil protestiert seit Wochen eine gleichnamige Initiative gegen eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.

(jco/AFP)
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