Irische Kirche Papstbrief zu Missbrauch kommt

Rom/Dublin (RP). Die Veröffentlichung des Papstbriefs an die irische Kirche zum Missbrauch steht wohl unmittelbar bevor. Nach einem Bericht der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" wird das Schreiben gegenwärtig im Vatikan übersetzt und dürfte zum Wochenende freigegeben werden.

 Offen ist, ob sich der Papst zu den Missbrauchsvorwürfen in Deutschland äußert.

Offen ist, ob sich der Papst zu den Missbrauchsvorwürfen in Deutschland äußert.

Foto: ddp, ddp

Benedikt XVI. vertrete darin eine harte Linie und biete "konkrete Lösungen", berichtete das Blatt am Dienstag. Der Kurienerzbischof Rino Fisichella sagte, dass er von dem Brief weitere Anweisungen zum Umgang mit sexuellem Missbrauch erwarte. Offen ließ er jedoch, ob sich Benedikt XVI. wie mehrfach gefordert auch zu den Missbrauchsfällen in Deutschland äußern wird.

Unterdessen nahm der Druck auf das Oberhaupt der irischen Katholiken, Kardinal Sean Brady, weiter zu. Der heute 60-Jährige soll seiner Kirche 1975 geholfen haben, zwei Fälle von Kindesmissbrauch durch einen pädophilen Priester zu vertuschen. Der Mann konnte danach noch jahrelang weitere Kinder missbrauchen.

Zwei Tage nach Bekanntwerden der Vorwürfe hagelte es am Dienstag Rücktrittsforderungen gegen Brady. Die irische Bischofskonferenz nahm Brady am Dienstag dagegen ausdrücklich in Schutz. Der heutige Primas der irischen Kirche habe zwar in der 70er Jahren von Missbrauch gewusst, aber keine Entscheidungsgewalt gehabt. "Es gab keine Vertuschung. Ich gehe nur, wenn der Heilige Vater das wünscht", betonte Brady.

Die Empörung in Irland ist indes gewaltig. Vor zehn Monaten hatte eine Untersuchungskommission in Dublin schockierende Beweise für jahrzehntelangen Kindesmissbrauch präsentiert. Bis zum Ende der 80er Jahre seien in 100 katholischen Erziehungseinrichtungen mindestens 2000 Kinder von Priestern, Nonnen und Ordensbrüdern geschlagen, seelisch gequält, sexuell missbraucht und vergewaltigt worden. Zu den Tätern zählte die Kommission etwa 500 Geistliche.

Zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche Deutschlands hat sich jetzt auch der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner geäußert. "Die Trauer, der Schmerz und auch der Zorn über das schreckliche Versagen von manchen Priestern und anderen Mitarbeitern machen mich fassungslos und trostlos", sagte er. Nach Angaben ihres früheren Leiters Bernhard Bueb hat es auch an der weltbekannten Internatsschule Schloss Salem Missbrauchsfälle gegeben.

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