München 1972 Sportler-Witwen berichten grausame Details über Olympia-Attentat

New York · Witwen der bei den Olympischen Spielen 1972 in München ermordeten israelischen Sportler haben mit der "New York Times" über grausame Einzelheiten des Attentats gesprochen. Sie erheben Vorwürfe gegen deutsche Behörden.

 Das Foto von 1972 zeigt Ankie Spitzer, die Witwe des von arabischen Terroristen ermordeten israelischen Fechttrainers Andre Spitzer, in dem verwüsteten Raum des Münchner Olympischen Dorfes, in dem die Terroristen vier Tage zuvor neun israelische Sportler festhielten.

Das Foto von 1972 zeigt Ankie Spitzer, die Witwe des von arabischen Terroristen ermordeten israelischen Fechttrainers Andre Spitzer, in dem verwüsteten Raum des Münchner Olympischen Dorfes, in dem die Terroristen vier Tage zuvor neun israelische Sportler festhielten.

Foto: dpa, hrad dha jai

Ankie Spitzer, die mit dem Fechttrainer André Spitzer verheiratet war und Ilano Romano, die Witwe des Gewichthebers Josef Romano, sprachen mit der "New York Times" und berichteten von bislang unbekannten Einzelheiten. Demnach misshandelten die Geiselnehmer die ihre Opfer auf grausame Art und Weise.

Die Terroristen sollen die Sportler brutal zusammengeschlagen haben, einige der Israelis sollen Knochenbrüche erlitten haben. Dem Gewichtheber Josef Romano schnitten die Peiniger den Angaben zufolge seine Genitalien ab - vor den Augen der anderen Geiseln. Unklar sei, ob Romano zu diesem Zeitpunkt noch lebte oder schon tot war. Er wurde zu Beginn der Geiselnahme verwundet, den Ringertrainer Mosche Weinberg erschossen die Täter sofort.

 Ein Sarg wird aus dem Olympischen Dorf getragen. Die "New York Times" hat bislang unbekannte Details über das Attentat veröffentlicht.

Ein Sarg wird aus dem Olympischen Dorf getragen. Die "New York Times" hat bislang unbekannte Details über das Attentat veröffentlicht.

Foto: dpa, hrad dha jai

Spitzer und Romano und die anderen Angehörigen der getöteten Geiseln hätten erst 20 Jahre nach der Tat, im September 1992, Einzelheiten erfahren. Erst dann gewährten ihnen deutsche Behörden Einsicht in Dokumente, deren Existenz jahrelang verschwiegen worden sei. "Wir haben immer wieder darum gebeten, uns mehr Details zu sagen. Doch immer hieß es, dass es da nicht mehr gäbe", sagte Spitzer der "New York Times".

Die in den Dokumenten enthaltenen Fotos seien "so furchtbar, wie in meinen schlimmsten Vorstellungen", sagte eine der Witwen. Ihr Anwalt habe darauf bestanden, dass ein Arzt anwesend war, als sie sich die Fotos anschauten.

"Die Terroristen sagten, dass sie nicht als Mörder nach München kamen, sondern mit dem Überfall nur gefangene Palästinenser befreien wollten", sagt Ankie Spitzer in dem Bericht. "Aber das ist nicht wahr. Sie kamen, um Menschen zu verletzen."

Die "New York Times" sprach anlässlich der Dreharbeiten zu einem Film mit den Hinterbliebenen. Darin geht es um den Kampf der Opferfamilien um konkretere Informationen über das Attentat. Auf eine Veröffentlichung der grausamen Fotos habe man bewusst verzichtet. Die beiden Frauen fordern weiterhin, das Attentat von 1972 umfassend auzuklären.

Bei den Sommerspielen im September 1972 hatten Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation "Schwarzer September" die Sportler in ihrer Unterkunft überfallen und als Geiseln genommen, um in Israel Gefangene freizupressen. In dem Appartement und bei einer späteren Befreiungsaktion auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck starben elf Sportler und ein Polizist. Auch fünf Terroristen kamen ums Leben.

(lsa/dpa)
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