Verfassungsschutzexperte Neonazis ändern ihre Strategie

Bielefeld (RPO). Die Rechtsextremisten in Deutschland ändern nach Einschätzung des stellvertretenden Leiters des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes, Burkhard Freier, ihre Strategie. Sie suchten nicht mehr in erster Linie die offene Konfrontation, sondern strebten an, sich gleichsam durch die Hintertür in der Mitte der Gesellschaft einzunisten.

Verbale Nazi-Ausrutscher deutscher Politiker
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Foto: ASSOCIATED PRESS

Das sagte Freier der in Bielefeld erscheinenden Zeitung "Neue Westfälische". Agitation, Werbung und Auftreten der Rechtsextremisten "werden deutlich subtiler" und seien deshalb schwerer auszumachen.

Nach den Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden sei klar erkennbar, dass viele Rechtsextremisten in Deutschland "immer mehr Kreide fressen", sagte Freier. Dadurch stünden vor allem Schulen und Eltern vor einer großen Herausforderung.

Denn sie würden oft auf Anhieb oft gar nicht merken, mit wem sie es eigentlich zu tun haben. Sowohl die rechten Parteien als auch die autonomen Gruppierungen würden sich bei ihrer Werbung neuerdings vor allem auf die Jugendlichen konzentrieren.

"Dabei werden die menschenverachtenden Botschaften erst einmal versteckt", sagt Freier. Am Anfang rede man über "Hartz IV" oder die Globalisierung - am Ende stünden aber immer eine rassistische Ideologie mit Ausländern, insbesondere Muslime und Juden als Schuldige, sagte Freier.

Auch ihre Internet-Auftritte trügen mittlerweile moderne Züge. Ihr eindeutiges Bestreben sei es, "nicht sofort erkennbar" zu sein. Dazu diene es auch, ganz normale Kleidung zu tragen und sogar Anglizismen zu benutzen.

Nur bei Demonstrationen, die die Neonazis nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes verstärkt organisieren, um Präsenz zu zeigen und öffentlich wahrgenommen zu werden, treten die autonomen Nationalisten einheitlich gekleidet mit Pullis und Kapuzen, auf, wie sie auch linke Szene trägt.

(DDP/csr)
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