Prozess um verhungerten Marcel (9) Mutter soll knapp zehn Jahre hinter Gitter

Mannheim · Im Prozess um den Hungertod des neunjährigen Marcel hat die Anklage eine Gefängnisstrafe von knapp zehn Jahren für die Mutter gefordert. Die 30-Jährige hatte bereits Anfang Februar gestanden, dass sie ihren durch eine Erbkrankheit schwerbehinderten Sohn absichtlich verhungern ließ.

Sie habe ihm weiteres Leid ersparen wollen, sagte sie. Das Kind war im Mai 2010 an den Folgen von Mangelernährung und völliger Verwahrlosung in einem Mannheimer Krankenhaus gestorben.

Sie habe den Tod ihres behinderten Kindes bewusst in Kauf genommen, sagte der Oberstaatsanwalt Reinhard Hofmann vor dem Landgericht Mannheim am Montag. Wegen Totschlags durch Unterlassen plädierte er für eine Gefängnisstrafe von neun Jahren und sechs Monaten. Strafmildernd sei zu berücksichtigen, dass sie bereits mit 17 Jahren Mutter wurde und so nie die Chance gehabt habe, zur erwachsenen Frau zu reifen.

Ein eventuelles Versagen der Behörden könne aufgrund der Aktenlage und der Zeugenaussagen ausgeschlossen werden, sagte der Oberstaatsanwalt. Die Ärzte und das Jugendamt hätten alles in ihrer Macht stehende getan. Der Junge sei in eine Lücke zwischen Gesundheits- und Jugendhilfe gefallen.

(dpa)
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