Zweijähriges Mädchen in Oberpfalz verhungert Mutter sitzt in Untersuchungshaft

Tirschenreuth (RPO). Nach dem Hungertod eines zweijährigen Mädchens im oberpfälzischen Kreis Tirschenreuth hat der Ermittlungsrichter Haftbefehl gegen die 21-jährige Mutter erlassen. Ihr werde Totschlag durch Unterlassen vorgeworfen, sagte Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer am Dienstag in Weiden.

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Foto: ddp

Die vom Vater des Kindes getrennt lebende Frau stehe unter dringendem Tatverdacht, das Kleinkind so vernachlässigt zu haben, dass es an Unterernährung und Flüssigkeitsmangel starb. Die 21-Jährige hatte ihre Tochter am Samstag tot im Bett gefunden und den Notarzt gerufen. Sie habe sich nicht zur Sache geäußert und sitze seit Montag in Untersuchungshaft, sagte Schäfer. Gegen sie wurde ein Verfahren wegen Totschlags durch Unterlassen eingeleitet.

Wie lange Lea Hunger und Durst leiden musste, lasse sich nicht genau eingrenzen, betonte Schäfer. Die akute Unterversorgung des Kindes sei aber wohl erst in jüngster Zeit aufgetreten. "Das waren keine Monate, sondern eher Tage bis wenige Wochen", sagte der Weidener Oberstaatsanwalt.

Der Vater sei bereits vernommen worden. "Es gibt derzeit keinen Grund für Ermittlungen gegen ihn", betonte Schäfer. Der Mann verhalte sich sehr kooperativ und kümmere sich derzeit um das zweite gemeinsame Kind, einen vierjährigen Buben. Dem Bruder des toten Mädchens, der bislang ebenfalls bei der Mutter lebte, sei zumindest äußerlich keine Verwahrlosung anzusehen. "Mit dem Vater gibt es keinerlei Probleme", sagte der Chefermittler. Der Mann habe auch nach der Trennung immer wieder Kontakt zu seinen beiden Kindern gesucht.

Nun gibt es auch Vorwürfe in Richtung der Behörden. Einem Bericht der Weidener Zeitung "Der neue Tag" zufolge sagten Nachbarn, sie hätten bereits vor einiger Zeit aus Sorge um Lea das Jugendamt informiert. Das Mädchen habe oft geschrien und sei kaum draußen gewesen. Das Landratsamt Tirschenreuth war zunächst nicht zu einer Stellungnahme bereit. Die Behörde kündigte für den Nachmittag weitere Informationen an.

Eine Obduktion beim Institut für Rechtsmedizin der Universität Erlangen ergab, dass Lea an Unterernährung, Flüssigkeitsmangel und diversen weiteren Erkrankungen litt. Der Weidener Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer sagte der Zeitung: "Nach Auffassung der Obduzenten hätte das Mädchen bei einem rechtzeitigen Arztbesuch gerettet werden können."

Augenzeugen beschrieben der Zeitung zufolge die Wohnung, in der die Kinder lebten, als "extrem verwahrlost" und "zugemüllt". Um den Familienhund habe sich die Mutter aber gut gekümmert. "Der Fressnapf war voll bis zum Rand", sagte einer der Zeugen dem Bericht zufolge.

(apd/ddp/das)
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