Feuerwehr gibt Suche auf Mülheimer Gift-Kobra soll verhungern

Mülheim/Ruhr (RPO). Die Feuerwehr in Mülheim gibt die Jagd nach der in einem Wohnhaus entwichenen giftigen Kobra vorerst auf. Eine weitere Suche würde vermutlich Wochen dauern. Deswegen wollen die Experten die Schlange in dem versiegelten Gebäude verhungern lassen. Das kann allerdings bis zu sechs Wochen dauern.

März 2010: Feuerwehr sucht entflohene Kobra
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Die Monokelkobra war ihrem 19-jährigen Besitzer in der Nacht zum Donnerstag entwischt und hatte seitdem Feuerwehr und Anwohner in Atem gehalten. "Die Dachwohnung des Besitzers ist komplett entkernt worden", sagte Volker Wiebels, Pressesprecher der Stadt Mülheim. Auch die beiden anderen inzwischen evakuierten Wohnungen des Hauses seien gründlich durchsucht wurden. "Die Feuerwehr vermutet, dass das Tier noch im Haus ist und sich in eine warme Ecken verkrochen hat", erläuterte Wiebels.

Deshalb durchkämmten die Experten am Wochenende jeden Winkel der Wohnungen. Möbelstücke wurden hinaus und wieder hinein getragen, Bodendielen und Wandverkleidungen entfernt. Doch die drei Monate junge, 30 Zentimeter lange, fingerdicke Schlange blieb unauffindbar. In dem Gebäude gebe es so viele Verstecke, dass die Suche vermutlich noch Wochen dauern würde, sagte Wiebels. Daher habe man sich am Sonntagnachmittag für die "biologische Lösung" entschieden.

Nach Angaben der Feuerwehr kann die Schlange ohne Nahrung bis zu sechs Wochen überleben. Geeignete Beute werde sie in dem Gebäude nicht finden. Daher sollen die Mieter des Hauses in den kommenden acht Wochen auf Kosten der Stadt anderweitig untergebracht werden, um "jedes Restrisiko auszuschließen", hieß es.

Das Wohnhaus werde versiegelt und abgeklebt, sodass die Schlange nicht entkommen könne. Sollte sie bereits ins Freie gelangt sein, hätte sie angesichts der derzeit nasskalten Witterung keine Überlebenschance und wäre bereits verendet. Zudem will die Feuerwehr das Gebäude täglich kontrollieren.

Fest steht indes schon, dass die Aktion für den Verursacher sehr teuer wird. "Die Summe wird sich wohl im mittelhohen fünfstelligen Bereich bewegen, was den Feuerwehreinsatz anbelangt", sagte Wiebels. Insgesamt seien die Wehrleute bis Sonntag 45 Stunden im Einsatz gewesen, bei einem Stundensatz von immerhin 850 Euro. Insgesamt belief sich die Summe bis Sonntag damit auf fast 40.000 Euro.

"Rechtlich ist es ganz klar, dass der Verursacher, also der Besitzer der Schlange, dafür aufkommen muss", betonte Wiebels. Wie es dagegen mit den Ansprüchen des Hauseigentümers und der Mieter aussehe, müsse erst noch geklärt werden.

Der 19-jährige Schlangenhalter hatte sich am Samstag wieder am Einsatzort blicken lassen, wollte sich aber nicht zu den Ereignissen äußern. Gemeinsam mit seinem Bruder betrat er kurz das Haus und unterhielt sich draußen mit dem Nachbarn, der unter ihm wohnt.

"Ich hege keinen Groll gegen ihn", so der Nachbar, den die ganze Aufregung und der Medienrummel sichtlich mitgenommen haben. Er wirkte abgespannt und genervt von dem Wirbel. "Das grundlegende Problem ist doch wohl, dass es erlaubt ist, diese Tiere, die gefährlich wie Waffen sind, zu halten", konstatierte der Mülheimer.

Reinhold Busdorf, der seit 41 Jahren beim Deutschen Roten Kreuz aktiv ist, hat solch einen Einsatz noch nie erlebt, blieb aber dennoch völlig ruhig. "Ist ein ganz normaler Einsatz", sagte Busdorf, der für die Verpflegung der Einsatzkräfte zuständig war. Er schmierte die Brötchen, bereitete den Kartoffelsalat vor und kochte Kaffee.

Solch ein Einsatz passiere zwar nicht alle Tage, sei aber dennoch ein ganz normaler Job, sagte Wiebels. "Das ist für uns auch nicht der erste Fall dieser Art." 1997 habe die Feuerwehr schon einmal giftige Tiere einfangen müssen - eine Skorpionmutter mit ihren Jungen.

(DDP)
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