Milliarden-Schäden befürchtet BKA warnt vor Russen-Mafia in Deutschland

Berlin · Die Schäden sollen in die Milliarden gehen, die Zahl der Täter fünfstellig sein: Das Bundeskriminalamt (BKA) warnt vor einer Ausbreitung der Russen-Mafia in Deutschland.

 Der Präsident des Bundeskriminalamts Holger Münch.

Der Präsident des Bundeskriminalamts Holger Münch.

Foto: dpa, mkx htf

"Die russisch-eurasische organisierte Kriminalität erleben wir als sehr dynamisch. Sie expandiert gerade in den Westen hinein", sagte BKA-Präsident Holger Münch der "Welt am Sonntag". Die Banden hätten "ein enormes Schadenspotenzial" im Milliardenbereich.

Münch sagte, die Russen-Mafia sei auch auf Deliktfeldern aktiv, bei denen organisierte Kriminalität eigentlich nicht vermutet werde, etwa bei Wohnungseinbrüchen und Ladendiebstählen.

Der Profit lasse sich an einem Beispiel hochrechnen. "In einem Fall wurde festgestellt, dass ein georgischer Ladendieb etwa 500 Euro am Tag erwirtschaftet hatte." Damit ergäbe sich für 2015 allein bei Ladendiebstählen durch Tatverdächtige aus Georgien eine Schadensumme von einer halben Milliarde Euro.

Eine der gefährlichsten Gruppierungen im Bereich der organisierten Kriminalität sind den Angaben zufolge die sogenannten "Diebe im Gesetz", die sich einst in den Straf- und Arbeitslagern der Sowjetunion unter Josef Stalin gegründet hatten. Inzwischen habe sich die Bande, der neben Russen auch Abchasier, Georgier, Kaukasier und Turkmenen angehören, in Deutschland festgesetzt.

In der Bundesrepublik hatte das BKA früher 20.000 bis 40.000 Personen mit dieser Mafia-Organisation in Verbindung gebracht. Aktuell spricht die Behörde von einer "fünfstelligen Zahl". Wegen des großen Dunkelfeldes seien nur Schätzungen möglich. Die Kriminellen hätten genauso wie in der ehemaligen Sowjetunion inzwischen auch in deutschen Gefängnissen starke Netzwerke gebildet.

"Acht bis zehn Prozent der Insassen in deutschen Justizvollzugsanstalten sind russischsprachig oder russischstämmig, umgerechnet rund 5000 Personen", sagte Münch. Dies zeige das große "Rekrutierungspotenzial" in Deutschland.

Münch zufolge handelt es sich bei einem Teil der Tatverdächtigen um Asylbewerber. "Gerade bei solchen Asylbewerbern, die das Asylrecht missbrauchen, um Straftaten zu begehen, muss dafür gesorgt werden, dass ihr Aufenthalt möglichst kurz ist beziehungsweise eine schnelle Ausweisung erfolgen kann", forderte der BKA-Chef. Seine Behörde arbeite deshalb eng mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zusammen.

(felt/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort