Flüchtlingszustrom Schwesig rechnet kurzfristig mit 68.000 neuen Kita-Kindern

Berlin · Auf die Kinderbetreuung in Deutschland kommen angespannte Zeiten zu: Das Bundesfamilienministerium rechnet einem Bericht zufolge im Zuge der Flüchtlingskrise kurzfristig mit 68.000 neuen Kita-Kindern.

Manuela Schwesig – SPD-Frau und Ministerpräsidentin von MV
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Foto: dpa/Jens Büttner

Für die Kommunen bedeute dies rund 550 Millionen Euro zusätzlich an Betriebskosten, berichtete die Zeitung "Die Welt" vom Donnerstag vorab. "Der Bedarf für Kitas ist groß und wird auch weiter steigen", sagte Familienministerin Manuela Schwesig (SPD). Der Bund müsse hier seiner Verantwortung nachkommen. "Wir brauchen für alle Kinder, Flüchtlingskinder und in Deutschland geborene Kinder Plätze in Schulen und Kitas", sagte Schwesig. Die Mittel für Kitas seien "aus dem freiwerdenden Betreuungsgeld vorhanden".

Da der Bedarf an Kita-Plätzen auch generell weiter steige, erwartet das Ministerium dem Bericht zufolge bei den Gesamtkosten im Kita-Bereich für das kommende Jahr eine Steigerung um 2,4 Milliarden Euro für Länder und Kommunen. Im Jahr 2017 sollen die Kosten um 3,7 Milliarden Euro und im Jahr 2018 um 4,9 Milliarden Euro steigen.

Schwesig warnte zugleich davor, die Geduld von Eltern zu sehr zu strapazieren. "Viele Eltern haben Verständnis dafür, dass ein oder zwei Monate der Sportunterricht ausfällt, weil die Turnhalle mit Flüchtlingen belegt ist, aber belegte Turnhallen dürfen kein Dauerzustand sein", sagte sie.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Stephan Articus, forderte ein "umfassendes und langfristiges Engagement von Bund und Ländern beim Ausbau der Kinderbetreuung". Den Städten sei es wichtig, den Flüchtlingskindern rasch Angebote der Kinderbetreuung zu machen, "denn das fördert die Integration ungemein". Gleichzeitig sollten die Flüchtlingsfamilien mit den Familien vor Ort bei der Suche nach einem freien Kita-Platz nicht konkurrieren müssen.

Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, sagte der Zeitung, wegen der Flüchtlinge müsse für eine "sehr große Zahl" an Kindern zwischen einem Jahr und sechs Jahren Plätze geschaffen werden. Bund und Länder müssten den Kommunen zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, "welche die vollständigen Ausgaben für Investitionen und den Betrieb der Einrichtungen umfassen", forderte Landsberg.

Die Grünen wollen den Bundestag am Donnerstag über einen Antrag abstimmen lassen, die Mittel aus dem Betreuungsgeld in Kindertagesstätten zu investieren. "Dass wir mehr Kita-Plätze brauchen, ist so sicher wie das Amen in der Kirche", sagte die familienpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Franziska Brantner.

(AFP)
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